EU erhöht Druck auf Impfstoff-Hersteller

von Redaktion

Von der Leyen mahnt Astrazeneca zur Vertragstreue – Probleme bei Wirksamkeit für Senioren

Brüssel/Berlin – Die EU-Kommission steht in der Kritik, weil bisher wenig Corona-Impfstoff zur Verfügung steht. Die Impfkampagne lahmt, während sich neue Virus-Varianten ausbreiten und die Staaten das tägliche Leben und auch das Reisen weiter einschränken. Nun macht die EU selber Druck. Wegen der Knappheit bei Corona-Impfstoffen sollen alle Exporte solcher Mittel aus der Europäischen Union künftig erfasst und genehmigt werden. Die EU-Kommission schlägt dafür ein sogenanntes Transparenzregister vor. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) fordert: „Wir müssen als EU wissen können, ob und welche Impfstoffe aus der EU ausgeführt werden. Nur so können wir nachvollziehen, ob unsere EU-Verträge mit den Herstellern fair bedient werden. Eine entsprechende Pflicht zur Genehmigung von Impfstoff-Exporten auf EU-Ebene macht Sinn.“

Zugleich ermahnt die Brüsseler Behörde den Hersteller Astrazeneca, zugesagte Impfstoffmengen ohne Abstriche und ohne Verzug zu liefern. Dies habe Präsidentin Ursula von der Leyen in einem Telefonat mit Firmenchef Pascal Soriot bekräftigt, erklärt die Kommission in Brüssel. „Wir erwarten von der Firma, Lösungen zu finden und alle möglichen Spielräume auszunutzen, um schnell zu liefern“, sagt ein Sprecher. Wie der Unternehmenschef reagiert hat, bleibt offen. Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides habe zudem in einem Brief Klarstellungen von dem Pharmakonzern gefordert und an Vertragspflichten erinnert.

Astrazeneca hatte mitgeteilt, dass die zugesagten Liefermengen an die EU wegen Produktionsproblemen erheblich gekürzt werden müssten. Die Zulassung des Impfstoffs wird für Freitag erwartet. Allerdings scheint sich dabei schon das nächste Problem aufzutun: Wie „Bild“ und „Handelsblatt“ berichten, hat der Impfstoff bei Senioren offenbar nur eine schlechte Wirksamkeit und könnte demnach nur eine Zulassung für Unter-65-Jährige auftun. Die von der Bundesregierung geplante Impf-Reihenfolge würde damit über den Haufen geworfen.

Professor Peter Kremsner, der die Zulassungsstudie des Impfstoffherstellers CureVac leitet, bezeichnet die Wirksamkeit des Astrazeneca-Impfstoffs von etwa 60 Prozent in der Standarddosis als „vergleichsweise gering“. Er sagt unserer Zeitung: „Ich bevorzuge und würde mich lieber mit den Impfstoffen von Biontech oder Moderna impfen lassen, wenn ich es mir aussuchen könnte – und ich nehme an, jeder andere auch.“

Eine mögliche weitere Alternative ist derweil aus dem Rennen. Der US-Pharmakonzern Merck und das französische Pasteur-Institut geben ihre Forschung an einem gemeinsam entwickelten Vakzin auf, wie beide Seiten am Montag mitteilen. Erste Tests hätten eine zu geringe Wirksamkeit gegen das Coronavirus ergeben, erklärt das Pasteur-Institut.  dpa, bez, afp

Artikel 6 von 11