Erfurt – Er nannte sie „Merkelchen“ – und hat sich nun persönlich bei der Kanzlerin entschuldigt. Dennoch erntet Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) für seine flapsigen Äußerungen bei einem Talk auf der Plattform Clubhouse weiter Kritik. Auch aus der eigenen rot-rot-grünen Koalition. CSU-General Markus Blume legte ihm bei „Bild live“ sogar den Rücktritt nahe: „Wenn er uns damit sagen will, dass er amtsmüde ist, dann soll er einfach zurücktreten, dann hat er viel Zeit zum Spielen.“
„Wer bei Clubhouse redet, muss wissen, was er tut“, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne). Wichtig sei, dass sich Ramelow „für die leider immer wieder männertypische Verniedlichung einer Frau in der Politik entschuldigt“ habe. Ein Sprecher der Staatskanzlei betonte, es sei nicht Ramelows Absicht gewesen, „Frau Merkel klein zu machen. Der Begriff war unpassend. Er bedauert das zutiefst.“ Die Bundesregierung lehnte eine Bewertung ab. „Das steht für sich und bedarf keines weiteren Kommentars“, hieß es.
Ramelow hatte in einer Talkrunde der Audio-App gesagt, dass er sich bei den stundenlangen Ministerpräsidentenkonferenzen, bei denen die Corona-Regeln zwischen Bund und Ländern abgestimmt werden, mit einem Smartphone-Spiel entspannt. Grünen-Chefin Annalena Baerbock warf ihm vor, so das Vertrauen in die Politik zu beschädigen. Es sei „einfach wahnsinnig heftig“, was so eine Äußerung kaputtmachen könne. Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sagte, Ramelow sollte „sein Verhalten überprüfen.“
Ramelow nutzt die sozialen Medien seit Jahren. Bei der Audio-App Clubhouse können sich Nutzer an Talkrunden beteiligen.