Mutation stellt Erleichterungen in Frage

von Redaktion

Aktuell liegt der Anteil der britischen Variante in Deutschland bei sechs Prozent der Neuinfektionen

Berlin – Die größten Sorgen bereiten Politikern und Virologen derzeit die ansteckenderen Mutationen des Coronavirus aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien. Sie sind auch der Grund, weshalb Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor dem nächsten Bund-Länder-Gipfel am Mittwoch vor Lockerungen der Corona-Maßnahmen warnt: „Wenn wir diesen Mutationen die Möglichkeit zur Ausbreitung geben würden, riskierten wir einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen“, so Spahn. Dass die Situation aber auch kein Dauerzustand sein dürfe, hatte Spahn tags zuvor betont. „Wir können nicht den ganzen Winter in diesem harten Lockdown bleiben.“

Der Anteil der in Großbritannien entdeckten ansteckenderen Corona-Variante B.1.1.7 liegt in Deutschland laut Robert-Koch-Institut bei knapp sechs Prozent. In 13 der 16 Bundesländer sei sie inzwischen nachgewiesen. Zum Vergleich: In Portugal wurden zuletzt schon bei 60 Prozent der Corona-Neuinfektionen die ansteckenderen Varianten nachgewiesen. Wie schnell sich die Virus-Mutation ausbreitet, zeigen die Zahlen aus Dänemark: Dort lag der Anteil der Briten-Variante im November 2020 noch bei 0,3 Prozent, stieg dann in der zweiten Januarwoche auf 7,3 Prozent und nur eine Woche später auf 13 Prozent. Aktuell liegt der Mutanten-Anteil in Dänemark laut Spahn schon bei rund 30 Prozent.

Doch das Beispiel Dänemark zeigt auch, dass trotz der dort starken Verbreitung der Mutation das Virus durch konsequente Einhaltung der Schutzmaßnahmen eingedämmt werden kann. Denn obwohl sich die ansteckendere Variante des Coronavirus dort immer stärker ausbreitet, sinken die Neuinfektionen seit 20. Dezember drastisch. Damals lag die Zahl der Neuinfektionen noch bei 2828 pro Tag, am 5. Januar waren es 1992 und einen Monat später verzeichneten die Dänen nur noch 553 Neuinfektionen.

Der Virologe Hendrik Streeck ist deshalb der Ansicht, dass die Mutationen „nur bedingt ein Argument“ für die erneute Verlängerung des Lockdowns seien, weil hier noch ausreichend Studien fehlten. „Die Veränderungen ausschließlich im Labor zu untersuchen, genügt nicht. Die Maßnahmen in England, Irland und Dänemark – die ähnlich sind zu unseren – zeigen aber, dass das Virus mit unseren momentanen Mitteln kontrollierbar ist. Die Zahlen gehen nach unten, auch wenn die neue Variante dominant wird“, so Streeck. Zur Frage der Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Varianten sagte der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, es gebe „Hinweise, dass man mit der britischen Variante ganz gut fertig werden kann, mit der Südafrika- und Brasilien-Variante schwerer“. Das breite Impfen helfe auch gegen die Varianten. KLAUS RIMPEL

Artikel 1 von 11