Sender leiden unter Trump-Abwahl

von Redaktion

VON FRIEDEMANN DIEDERICHS

Washington – Er war vier Jahre lang der Einschaltquoten-Superstar der liberalen TV-Sender in den Abendstunden. Doch nun, nach dem Abgang von Donald Trump, stehen vor allem CNN und MSNBC ohne ihr beliebtes Feindbild da, das für die Moderatoren immer wieder ein gefundenes Fressen war. Und das hat auch massive finanzielle Folgen. CNN wurde wohl am härtesten von der Wahl-Niederlage Trumps getroffen – und verlor in der so wichtigen 20-Uhr-Sendestunde 44 Prozent der Zuschauer nach der Vereidigung von Joe Biden. Der Nachrichtenkanal MSNBC kam mit einem Absacken um gut 20 Prozent noch vergleichsweise glimpflich davon. Zufriedene Mienen gab es hingegen beim konservativen Sender Fox News, der bis zuletzt Trump Rückendeckung geliefert hatte. Dort blieben die Einschaltquoten in der besten Abendstunde seit dem 20. Januar weitgehend unverändert.

Für CNN stellt sich nun die Kernfrage: Wie die nächsten vier Jahre mit einem Präsidenten wirtschaftlich über die Runden kommen, der ganz im Gegenteil zu Trump kaum Sensations-Schlagzeilen liefern und mit ruhiger Hand regieren dürfte? Mit derselben Frage sehen sich auch die „Washington Post“ und „New York Times“ konfrontiert, die durch ihren schonungslosen Anti-Trump- und Pro-Demokraten-Kurs vor allem die digitale Leserschaft deutlich ausweiten konnten. Beide Blätter erlebten seit 2016 – dem Jahr der Kandidatur des späteren Präsidenten – den sogenannten „Trump bump“ und konnten die Zahl der Online-Abonnenten verdreifachen. Zwar dürfte das in der kommenden Woche beginnende Amtsenthebungs-Verfahren gegen Trump, dessen Freispruch im Senat nur eine Formsache sein dürfte, die Quoten im linken Medienspektrum noch einmal kurzfristig beleben. Doch dann droht eine Nachrichtenflaute, die langfristig Anzeigenkunden und zahlreiche Jobs kosten könnte.

Dass vor allem CNN mit drastischen Methoden gegen den bereits begonnenen Zuschauerverlust kämpfen will, wurde in den letzten Wochen durch Aussagen des CNN-Medienanalysten Brian Stelter deutlich. Stelter fordert von Social-Media-Plattformen und vom Gesetzgeber, Meinungsmacher aus dem rechten Lager zu verbannen – und Pro-Trump-Kanäle wie Fox News, Newsmax und das „One America News Network“ ganz zu verbieten. Nach dem Motto: Wer es – wie Trump – gewagt hat, die Wahl und deren korrekte Durchführung anzuzweifeln, müsse ganz aus dem Nachrichten-Verkehr gezogen werden. Bei dieser Kampagne, die das verfassungsmäßige Recht auf Meinungsfreiheit bewusst ignoriert, wird CNN auch von der „Washington Post“ assistiert. In der Zeitung forderte der prominente Kommentator Max Boot: „Wir müssen jene Influencer ausschalten, die Menschen radikalisieren und auf den Weg in Richtung Gewalt schicken.“ Boot führte dabei auch an, dass Großbritannien einen strikt konservativ ausgerichteten Sender wie Fox News nicht hat, weil Regulatoren dies nicht erlauben würden. Doch der konservative Kolumnist Rich Lowry wies darauf hin, dass die Briten – im Gegensatz zu den US-Amerikanern – das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht in ihrer Verfassung verankert haben.

Als Alternative zu einem Verbot rechtsorientierter Sender, das juristisch kaum durchsetzbar scheint, denken progressive Medien nun laut darüber nach, verstärkten Druck auf die Anzeigenkunden von konservativen Stationen auszuüben. Ein Konzept, das zumindest teilweise zu funktionieren scheint. Der prominente konservative Fox-News-Moderator Tucker Carlson, der sowohl die Wahl-Zweifel Trumps gestützt als auch die Erstürmung des Kapitols weitgehend unkritisch gesehen hatte, verlor einen Teil der Werbeschaltungen für seine Abendsendung, die bei dem Sender gewöhnlich die höchsten Einschaltquoten einfährt. Eigentlich ein Grund zum Jubeln für CNN und Co. Doch wenn sich bei dem liberalen Nachrichtenkanal der Zuschauerschwund fortsetzt, werden Einbußen bei den Werbeschaltungen unvermeidbar sein.

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