„Corona-Politik braucht breitere Basis“

von Redaktion

Epidemiologe Stöhr fordert nationale Kommission und strukturierten Stufenplan

Berlin – Vor dem morgigen Corona-Gipfel von Bund und Ländern fordern Experten um den Epidemiologen Klaus Stöhr ein verändertes Vorgehen im Kampf gegen die Pandemie. Gemeinsam mit Fachleuten verschiedener Disziplinen der „Arbeitsgruppe Covid-Strategie“ hat er dazu ein Positionspapier geschrieben. Tenor: Die Politik der Corona-Bekämpfung müsse strukturierter und auf breiterer wissenschaftlicher Basis gestaltet werden, statt nur Empfehlungen einzelner Virologen zu folgen.

Stöhr, früher Sars-Forschungskoordinator der Weltgesundheitsorganisation WHO, will dazu eine nationale Kommission schaffen, die aus Wissenschaftlern unterschiedlichster Disziplinen besteht, also Gesundheitsökonomen, Soziologen, Psychologen, Infektiologen, Ethiker und andere Wissenschaftler. Deren wissenschaftlicher Diskurs sollte dann als Fundament für politische Entscheidungen dienen.

Konkret fordern die Experten einen „elastischen, transparenten Stufenplan“, der Deutschland „ohne stetig neue Grundsatzdiskussionen bis zum Pandemieende bringt“, da sich die Situation durch das Wetter, die Populationsbewegungen, neue Virusvarianten und den sich verändernden Bekämpfungserfolg sehr dynamisch bewege, zitiert der „Spiegel“ aus dem Papier.

Statt nur den Inzidenzwert als Maßstab für Lockdowns oder Lockerungen zu nehmen, fordert Stöhr drei Kriterien als Richtschnur:

1. Den R-Wert-Trend. Die Reproduktionszahl R gibt an, wie viele weitere Personen eine Infizierte oder ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Liegt sie über eins, breitet sich eine Epidemie weiter aus. Um die Situation spürbar zu entschärfen, müsste der R-Wert dauerhaft auf 0,7 sinken, wie die Physikerin Viola Priesemann im Deutschlandfunk erklärte.

2. Eine risikogruppenspezifische Inzidenz

3. die Belastung des Gesundheitssystems insgesamt und die Belegung der Intensivstationen.

Auf dieser Datenbasis solle für alle Lebensbereiche ein Maßnahmekatalog erstellt werden, der je nach Pandemiestufe angewendet wird: Von der Kita bis zum Altenheim, vom Einzelhandel bis zum öffentlichen Nahverkehr. So wollen die Wissenschaftler mehr Transparenz darüber erzeugen, wann und warum Maßnahmen verschärft oder gelockert werden können. A. WEBER

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