SPD in der Corona-Politik

Die Genossen setzen sich ab

von Redaktion

MIKE SCHIER

In der Bundesregierung herrscht ein wenig verkehrte Welt: Jahrelang fuhr Angela Merkel mit der SPD Schlitten. Was auch immer sich die Genossen ausdachten – war es ein Erfolg, dann ging er mit der Kanzlerin nach Hause. Im gefühlt ewig dauernden Corona-Winter 20/21 dreht sich der Eindruck allmählich. Der Lockdown, das Impfchaos, die massiven Verzögerungen bei den Wirtschaftshilfen. Plötzlich scheint die sonst so versierte Krisenmanagerin Merkel an ihre Grenzen zu stoßen.

Geschickt hat die SPD im Jahr der Bundestagswahl eine Absetzbewegung eingeleitet. Olaf Scholz, immerhin Vizekanzler, tut so, als habe er mit der Regierungspolitik wenig zu tun. Das ist natürlich ein wenig frech, aber vermutlich goutieren es die Menschen, wenn er – anders als die Kritik-unwillige Merkel – die Dinge beim Namen nennt. „Sch*** gelaufen“ sei das mit der Impfstoffbeschaffung, lautet das nicht dementierte Scholz-Zitat aus interner Runde. Wer will da widersprechen? Praktisch für den Kanzlerkandidaten: Im deutschen Impfvergleich der Bundesländer liegen mit Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz zwei SPD-geführte Länder vorn.

Die neue Distanz zwischen Rot und Schwarz wird die nächsten Gipfel der Ministerpräsidenten prägen. Wer meint, in der Pandemie gebe es keinen Wahlkampf, irrt.

Mike.Schier@ovb.net

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