Es wird kein Endpunkt der Krise sein, kein Wendepunkt, allenfalls ein kurzes Innehalten: Bayern plant am 23. März einen eigenen Trauerakt für seine Corona-Toten. Ein Symbol, mehr nicht, aber immerhin ein richtiges. Sich an die Todesopfer zu erinnern, heißt auch, sich von einem gefährlichen Zynismus abzugrenzen: Dass ja am Virus nur die Alten sterben, dass mit ruinösen Maßnahmen bestenfalls ein paar Lebenswochen im Seniorenstift gerettet würden – Sätze, die sachlich falsch und für die Werte unserer Gesellschaft unwürdig sind.
Trotzdem wird der Trauerakt eine heikle Sache. Die Toten sind zweifellos die schlimmsten Opfer, aber nicht die einzigen: Wer gedenkt der im Lockdown Verzweifelten? Derer, die ihre Existenz, ihren Lebensmut, schuldlos verloren haben? Auch an sie ist zu erinnern. In Nummern ist das schwerer zu fassen. Das gilt übrigens auch für Zahlen, mit denen die Politik ihr Handeln illustriert. 1000 Leben habe der Lockdown gerettet, verbreitet die Staatsregierung. Hoffentlich rechnet keiner gegen, wie viele Leben das zu geizige Impfstoff-Ordern in Brüssel oder die schlecht geschützten Altersheime überall kosteten.
Wenn der Trauerakt kein Aufrechnen wird, kein Abrechnen, sondern ein Erinnern an die menschliche Dimension dieser Corona-Tragödie, dann ist er sinnvoll.
Christian.Deutschlaender@ovb.net