Tirol hält die Mutante in Schach

von Redaktion

VON KATHRIN BRAUN

München – Die Corona-Lage in Tirol bereitet der Politik seit Wochen Sorgen: Wie umgehen mit dem Ausbruch der südafrikanischen Virusvariante? Die Wiener Regierung schottet das Bundesland seit zwei Wochen ab. Im Zillertaler Mayrhofen dürfen die Einwohner ab Samstag nicht mal ihre Gemeinde ohne ein negatives Corona-Testergebnis verlassen. Und auch Bayern erschwert die Einreise an der Grenze zu Tirol massiv. Dabei bleibt die Corona-Lage in Tirol insgesamt stabil – trotz der Variante B.1.351. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 84. Hingegen ist die bundesweite Inzidenz in Österreich bereits auf 133 gestiegen.

„Das kann zwei Gründe haben“, sagt Norbert Nowotny, Virologe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Einerseits habe er den Eindruck, dass in Tirol gerade noch rechtzeitig Maßnahmen ergriffen wurden, um die Ausbreitung der südafrikanischen Variante zu bremsen. In dem Bundesland werde zum Beispiel besonders viel getestet. „Vielleicht ist die südafrikanische Virusvariante aber auch einfach nicht so ansteckend, wie man ursprünglich befürchtet hat.“

Denn aktuell sehe es so aus, als wäre die britische Virusvariante B.1.1.7 noch infektiöser. „Diese breitet sich vor allem im Osten Österreichs stark aus“, sagt Nowotny. Trotzdem hält er es für richtig, vor allem die Ausbreitung der südafrikanischen Variante in Tirol so weit wie möglich einzugrenzen. „Wir wissen viel weniger über sie als über die britische“, sagt Nowotny. „Vieles deutet darauf hin, dass manche Impfstoffe nur eingeschränkt vor einer Infektion mit der südafrikanischen Variante schützen – und dass es leichter zu einer Reinfektion kommen kann.“ Es bestünde also die Gefahr, dass Genesene nach der ersten Erkrankung nicht immun gegen eine weitere Infektion sein könnten.

Auch innerhalb von Tirol wächst die Sorge vor der Ausbreitung der südafrikanischen Virusvariante. Die Zillertaler Gemeinde Mayrhofen wird jetzt komplett isoliert. Dort wurde B.1.351 bei 29 von 42 Infizierten nachgewiesen. Die Bewohner werden zu zwei PCR-Tests verpflichtet und dürfen Mayrhofen ab Samstag nur noch mit einem negativen Ergebnis verlassen. Schulen und Handel – bis auf Lebensmittelgeschäfte, Drogerien und Apotheken – bleiben bis Mittwoch geschlossen.

Eigentlich hat die österreichische Regierung in genau diesen Bereichen bereits am 8. Februar gelockert. Schulen, Geschäfte, Museen und Friseure durften unter bestimmten Auflagen wieder öffnen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) kündigte an, am Montag über weitere Lockerungen zu entscheiden.

Massives Testen sei die Alternative zum Lockdown, erklärte Kurz. Pro Woche ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums künftig mit insgesamt rund drei Millionen Antigentests und PCR-Tests zu rechnen. Und mindestens bis 3. März herrscht noch die Testpflicht bei der Ausreise aus Tirol. Es drohen Strafen von bis zu 1450 Euro. Durchreisen ohne Zwischenstopp sind allerdings ausgenommen, und auch Kinder bis zehn Jahre müssen sich nicht testen lassen.

Noch strenger sind die Einreiseregeln an der deutschen Grenze. Hier gilt grundsätzlich ein Einreiseverbot – ausgenommen sind nur Pendler systemrelevanter Berufe und Lastwagenfahrer mit negativen Test-Ergebnissen. Die EU-Kommission hat die Grenzkontrollen zuletzt als unverhältnismäßig kritisiert. Aus Bayern hieß es aber, die Regeln seien zum Schutz vor der Virusvariante dringend notwendig.  (mit dpa)

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