Die Einzelhändler gehen auf die Barrikaden, verlangen langfristig staatliche Unterstützung und eine Öffnungsperspektive – zu Recht. Die Schließung der kleinen Geschäfte und das Lahmlegen der Innenstädte über so lange Zeit ist einer der kapitalen Fehler in der Pandemiebekämpfung. Die Folgeschäden werden immens sein. In den großen Einkaufscentern herrscht drangvolle Enge. Vom kleinen Buchladen oder der Boutique nebenan geht keine höhere Infektionsgefahr aus. Wenn man Kontakte – richtigerweise – minimieren will, wäre eine breitere Verteilung der Menschen ohnehin sinnvoller.
In der gestern in Bad Tölz verabschiedeten Resolution fordert der Handel mehr Geld aus der Städtebauförderung, um die Stadtkerne aufzuhübschen. Das wird auf die Schnelle nicht viel bringen. Es muss aber schnell gehen. Auf die Staatskasse sollte man nach Corona ohnehin nicht allzu sehr hoffen. Allen kirchlichen und gewerkschaftlichen Bedenken zum Trotz könnten mehr verkaufsoffene Sonntage den zentrumsnahen Handel wieder stärker ins Bewusstsein rufen. Bezirksregierungen und Kommunen sollten hier großzügig sein.
Letztere stehen nicht minder in der Pflicht. Sie müssen das Verbot innenstadtrelevanter Sortimente in den Shoppingzentren an der Peripherie mit Gratis-Großparkplätzen vor der Tür endlich konsequent anwenden. Nicht zuletzt sind die Hauseigentümer gefordert. Wer bei der Ladenmiete immer das Maximum will, bekommt am Ende vor allem Handyläden sowie Optiker- und Hörgeräte-Filialisten – alles wahrlich keine Magneten.
Hans.Moritz@ovb.net