Erfurt – Es geht um rechtsextreme Rocker, die mit Drogen gehandelt und Geldwäsche betrieben haben sollen: Mit einer groß angelegten Razzia ist die Polizei in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen gegen ein Neonazi-Netzwerk vorgegangen. Die Beamten fanden am Freitag nach Angaben des Landeskriminalamtes Thüringen bei Durchsuchungen von 28 Wohnungen und Geschäftsräumen Drogen, Bargeld, rechte Devotionalien und Langwaffen. Es gab zehn Festnahmen.
Gegen acht Verdächtige mit deutscher Staatsangehörigkeit im Alter zwischen 24 und 55 Jahren lagen Haftbefehle vor. Vor Ort wurde noch ein weiterer Haftbefehl vollstreckt. Bei den Ermittlungen geht es um den Verdacht des organisierten Drogenhandels und der Geldwäsche.
Mehr als 500 Polizisten waren nach Angaben des Thüringer Landeskriminalamts seit dem frühen Morgen beteiligt, darunter Spezialeinsatzkommandos (SEK). Auch politisch wurde der Aktion ein großer Stellenwert beigemessen. Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) nannte sie einen „harten Schlag gegen eine der herausragenden rechtsextremen Strukturen in Thüringen“.
Der Schlag, von dem Maier spricht, richtete sich gegen die rechtsextreme „Bruderschaft Thüringen“, zu der laut dem Landesverfassungsschutzbericht 2019 die Gruppen „Turonen“ und „Garde 20“ gehören. „Die Gruppen pflegen unter anderem durch das Tragen von Lederkutten einen Rocker-Habitus, ohne jedoch dort angebunden zu sein“, heißt es in dem Bericht.
Gegen Mitglieder der „Bruderschaft Thüringen“ wurde bereits unter anderem wegen Körperverletzung, Hehlerei, Volksverhetzung, Bedrohung, Betrug, Urkundenfälschung und Drogendelikten ermittelt – dies geht aus einer Antwort des Landes-Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Rechtsextremismusexpertin der Thüringer Linke-Fraktion, Katharina König-Preuss, aus dem vergangenen Jahr hervor.