Angesichts aktueller Korruptions-Ermittlungen hierzulande gegen einzelne Abgeordnete verbietet sich deutscher Hochmut in Richtung Paris. Und doch wirft das Urteil gegen Ex-Präsident Nicolas Sarkozy einen längeren Schatten auf die politische Elite der Grande Nation. Sarkozy ist ja nicht der erste einstige Hausherr im Élysée-Palast, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Auch Vorgänger Jacques Chirac wurde wegen betrügerischer Machenschaften verurteilt. Allerdings ist Sarkozy der erste französische Ex-Staatschef, der hinter schwedische Gardinen muss – wenn auch im luxuriösen Hausarrest.
Was auffällt, ist die Häufigkeit von Verfehlungen führender Politiker unterschiedlicher Couleur. Etliche Minister waren und sind im Visier der Justiz. Auch der frühere Premier und Präsidentschaftskandidat Fillon fiel seiner Raffgier zum Opfer. Bei Sarkozy, der einst mit dem Hochdruckstrahler die Vorstädte Frankreichs von Kriminalität säubern wollte, ist der Gegensatz zwischen Macht und Moral allerdings besonders schillernd. Nicht nur Bestechung prägt sein Sündenregister. Auch angebliche Millionengeschenke Gaddafis und zweifelhafte Beziehungen zu russischen Oligarchen runden das Bild eines Mannes ab, der nicht akzeptierte, dass Präsidenten auch in Frankreich keine Sonnenkönige mehr sind.
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