Morgen auf dem Corona-Gipfel

Wir müssen uns ins Gelingen verlieben!

von Redaktion

GEORG ANASTASIADIS

In der Corona-Politik naht nun die sensibelste Phase. Das Virus ist noch mitten unter uns, aber der harte Lockdown ohne Inkaufnahme massivster Schäden nicht länger durchzuhalten. Kanzlerin und Länderchefs stehen morgen vor einer heiklen Aufgabe: Sie müssen den Kurswechsel starten, weg von der brachialen Politik des Zusperrens hin zu einer behutsamen Kultur des Ermöglichens.

Was wir jetzt brauchen, sind Ideen und Innovationen – also das, womit unsere Unternehmen es in vielen Bereichen zur Weltmarktführerschaft gebracht haben, was der Staat in 16 Jahren Merkel-Regentschaft aber zu oft schuldig blieb. Das Chaos um den Flughafen BER, um Stuttgart 21 und Münchens 2. Stammstrecke steht sinnbildlich für den Stillstand in vielen Bereichen: Die einst als „Leuchtturmprojekt“ gerühmte Gesundheitskarte ist nach fast zwei Dekaden des Herumdokterns noch immer ein Torso, das Mautsystem eine Planungsruine. Wo es Mut zum Fortschritt bräuchte, regieren zu lange schon „German Angst“, Bedenkenträgertum und bürokratische Hemmnisse.

In der Viruskrise haben das viele Menschen mit ihrem Leben bezahlt, weil in der Fortschrittswüste Deutschland die Zettelwirtschaft in den Gesundheitsämtern eine schnelle Kontaktnachverfolgung per App verhinderte (eine „Krücke“ nennt sie zu Recht Baden-Württembergs Ministerpräsident), weil Vakzine später als anderswo genehmigt und die Einführung von Selbsttests aus falsch verstandenem Perfektionismus ewig geprüft, aber nicht angepackt wurden. Deshalb bekämpfen wir Corona noch immer mit der Steinschleuder statt mit den Mitteln einer Hightechnation. Jüngstes Beispiel war die erneute Zurückstellung der Schnelltests durch die müde gewordene Kanzlerin.

Wichtig wäre es, dass jetzt alle ihre Scheuklappen ablegen, dass wir mit einer neuen Denkweise in den Kampf gegen Corona ziehen. Dass wir anfangen, uns ins Gelingen zu verlieben. Denn das Virus ist gekommen, um zu bleiben. Wir müssen endlich angemessen darauf reagieren. Die gestern vom Bundesgesundheitsminister vorgeschlagenen zwei Gratis-Schnelltests pro Woche für alle sind ein Anfang.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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