München – Beschränkungen lockern, ohne einen starken Anstieg der Infektionszahlen und größere Ausbrüche zu riskieren: Um dieses Ziel zu erreichen, soll noch mehr getestet werden. Teil dieser Strategie sind kostenlose Antigen-Schnelltests. Diese sind zwar etwas weniger genau als ein PCR-Test, liefern dafür aber schon in rund 15 Minuten ein Ergebnis, nicht erst nach vielen Stunden.
Auf genau so einen Schnelltest hat seit gestern jeder Bürger einmal wöchentlich Anspruch. Kostenfrei – zumindest auf dem Papier. „Faktisch fehlt der Startschuss“, sagte Thomas Metz, Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands. „Wir warten zur Stunde noch auf die Veröffentlichung der geänderten Corona-Testverordnung im Bundesanzeiger.“
Auch im Münchner Gesundheitsreferat wartet man auf „die Rahmenvorgaben zur Teststrategie“, die auf bundes- beziehungsweise freistaatlicher Ebene gemacht würden. „Diese sind uns noch nicht bekannt“, hieß es von einer Sprecherin.
Wer das Angebot nutzen möchte, braucht also noch Geduld. Wenn es endlich losgeht, soll es die Tests unter anderem in schon bestehenden Testzentren geben. Bayern könne hier auf „ein breites Logistiknetz“ zurückgreifen, sagte ein Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums auf Anfrage unserer Zeitung. Gut ein Drittel der 96 Testzentren im Freistaat habe auch bislang schon Schnelltests angeboten. „Dies soll in Zukunft in allen Testzentren möglich sein.“ Auch Hausärzte und Apotheken können Antigen-Schnelltests anbieten und „sich die Kosten vom Bund erstatten lassen“.
Wie das konkret ablaufen soll? Noch sind viele Fragen offen. So fehle auch noch Klarheit darüber, wie viel der Bund den Apotheken pro Schnelltest bezahlen wolle, so Apothekensprecher Metz. Allerdings werde es das Angebot nicht in allen Apotheken geben, die Anforderungen seien hoch. „Das geht nicht eben mal so nebenbei.“ Dafür brauche es geschultes Personal, Schutzausrüstung sowie räumliche und administrative Voraussetzungen. Und das wiederum brauche Vorlauf. Zuerst wird das Angebot wohl in Apotheken erhältlich sein, die bislang schon Tests für Selbstzahler anbieten.
Doch wird die Menge an Testkits reichen? Beim Bayerischen Gesundheitsministerium gibt man sich optimistisch. Bayern habe „früh mit der Beschaffung begonnen“, so ein Sprecher. Man rechnet „mit einem Bedarf von rund zehn Millionen Schnelltests pro Monat“. Insgesamt habe man seit Oktober rund 17,5 Millionen Antigen-Schnelltests beschafft. „Allein in Kalenderwoche acht haben wir im Vorgriff auf die erwarteten Bürgertests rund 4,6 Millionen Tests an die Kreisverwaltungsbehörden ausgeliefert.“ Weitere Lieferungen sollen folgen.
„Es gibt genug Antigen-Schnelltests auf dem Markt“, heißt es auch auf der Internetseite des Bundesgesundheitsministeriums. „150 Millionen Schnelltests liegen laut Herstellerangaben bereits heute auf Halde und können direkt geliefert werden.“ Apothekensprecher Metz bestätigt, dass es hier aktuell keinen Mangel gibt – anders als bei den Selbsttests, die seit Kurzem in Apotheken, Drogerien, Discountern und online verkauft werden dürfen. Diese müssen auch weiter selbst bezahlt werden. Kostenfrei sind nur Antigen-Schnelltests durch medizinisches Personal.
Anders als bei den Selbsttests besteht bei kostenfreien Schnelltests die Pflicht, ein positives Ergebnis an das Gesundheitsamt zu melden. Dieses Ergebnis muss zudem noch durch eine PCR-Untersuchung bestätigt werden. Doch auch ein negativer Test schließt eine Infektion nicht generell aus – gerade in einer frühen oder späten Phase der Infektion. Beim Robert Koch-Institut warnt man daher davor, sich bei einem negativen Ergebnis in falscher Sicherheit zu wiegen: Schnelltests seien nur eine ergänzende Maßnahme.