Union vor Wahldebakel

Ehrliche Aufarbeitung

von Redaktion

MIKE SCHIER

Es ist ein Debakel mit Ansage: Alles deutet darauf hin, dass der Sonntagabend für die Union ziemlich unschön verlaufen dürfte. Der neue CDU-Vorsitzende Armin Laschet wird seine ersten Pleiten im Amt verkaufen müssen. So stellt sich kein Kanzlerkandidat in spe den Auftakt in ein ohnehin kompliziertes Superwahljahr vor.

Die eigentliche Frage ist, ob am Montag in der Union eine ehrliche Wahlanalyse beginnt oder ob man sich in Ausreden flüchtet. Natürlich spielen regionale Besonderheiten eine Rolle. Aber nicht nur. Laschet, die CDU-Ministerpräsidenten und auch die Kanzlerin dürften die Schuldigen rasch gefunden haben: Fast täglich kommen derzeit neue Verfehlungen von Unionsabgeordneten ans Tageslicht – an der Spitze natürlich die Fälle Löbel/Nüßlein, denen zur Last gelegt wird, sich an der Corona-Krise bereichert zu haben. Doch die Skandale, so verwerflich sie sein mögen, dienen allenfalls als Teil der Erklärung.

Denn sie toppen nur den insgesamt wachsenden Unmut über das Krisenmanagement der Union in Berlin: Verzögerung der Hilfszahlungen, Ärger um Tests und vor allem Impfungen, die tiefer liegenden Probleme von zu viel Bürokratie und zu wenig Digitalisierung. Das alles nährt Zweifel an der Regierungsfähigkeit, die langlebiger sein könnten als der aktuelle Unmut über Maskendeals von Hinterbänklern. Der bislang als CDU-Chef blass gebliebene Laschet muss darauf hoffen, dass seine Vorgängerin Merkel bei ihrer letzten Prüfung zuletzt verborgene Qualitäten als Krisenmanagerin zeigt.

Mike.Schier@ovb.net

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