Berlin – Deutschlands Hausärzte sollen nach Ostern flächendeckend mit den Corona-Impfungen beginnen – allerdings mit nur einer Sprechstunde pro Woche. In der Woche nach dem Fest sollen knapp 3,3 Millionen Dosen geliefert werden. Die niedergelassenen Ärzte sollen davon laut Beschluss des Impfgipfels von Bund und Ländern rund eine Million Dosen verabreichen. Das wären bei einer Beteiligung von 50 000 Praxen je 20 Dosen pro Woche.
Einen Schub soll es drei Wochen später geben: In der letzten Aprilwoche sollen 5,4 Millionen Dosen geliefert und davon 3,2 Millionen in den Praxen verabreicht werden. Von Bürokratie sollen diese entlastet werden. Dann könnten erstmals mehr Dosen in die Praxen als in die Impfzentren gehen. Für die Zentren sollen 2,25 Millionen Dosen pro Woche reserviert bleiben, wie aus dem Kanzleramtsentwurf hervorgeht. In einigen Bundesländern sind bereits jetzt in ausgewählten Arztpraxen Impfungen möglich. Hier werden etwa Krebspatienten versorgt.
Um bereits in der Woche nach Ostern eine Mindestmenge von einer Million Impfdosen für die Arztpraxen sicherstellen zu können, sollen den Plänen zufolge auch 270 000 Biontech/Pfizer-Impfdosen einer 580 000 Dosen umfassenden Zusatzlieferung genutzt werden. Die restlichen 310 000 Impfdosen wären dann für den Einsatz in besonders betroffenen Grenzgebieten vorgesehen. Vereinbart wurde, dass fünf Bundesländer zum Schutz vor dem Eintrag mutierter Coronaviren durch Pendler aus Nachbarstaaten zusätzliche Impfdosen bekommen sollen. Dies betrifft das Saarland und Rheinland-Pfalz mit ihrer Grenze zu Frankreich sowie Bayern, Sachsen und Thüringen wegen der hohen Infektionszahlen in Tschechien. Dem Beschluss zufolge soll Bayern 100 000 zusätzliche Impfdosen bekommen, Sachsen 100 000, das Saarland 80 000, T hüringen 30 000 und Rheinland-Pfalz 20 000 Dosen.
Möglich wurde der neue Impfplan durch eine Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) vom Vortag. Die EMA hatte nach einer neuen Prüfung ihre Einschätzung bekräftigt, dass der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca weiter verabreicht werden soll. Spahn hatte nach mehreren Fällen von Blutgerinnseln in Venen die Impfungen mit dem Präparat am Montag vorübergehend gestoppt. Am Donnerstag hob er gemeinsam mit den Ländern den Stopp wieder auf. „Der Nutzen der Impfung überwiegt die gegenwärtig bekannten Risiken“, urteilte die Ständige Impfkommission. Seit Freitag wird das Präparat wieder in Deutschland eingesetzt. Es sollte aber eine extra Warnung vor den möglichen seltenen Blutgerinnseln hinzugefügt werden. Ärzte sollen zunächst die besonders vulnerablen Patientinnen und Patienten gezielt einladen. Spahn rief die Länder eindringlich dazu auf, Menschen mit Vorerkrankungen und hohen Risiken für schwere oder tödliche Covid-19-Verläufe zuerst zu schützen: „Es ist auch mit Blick auf die Infektionsentwicklung wichtig, die Älteren zu impfen.“