Woelki schämt sich

von Redaktion

Zurücktreten will der Kölner Kardinal allerdings nicht

Köln – Fünf Tage nach der Veröffentlichung eines Missbrauchsgutachtens für das Erzbistum Köln hat Kardinal Rainer Maria Woelki eigene Fehler im Umgang mit mutmaßlichen Tätern eingeräumt. So habe er im Fall des Priesters O. zwar seine rechtliche Pflicht erfüllt, aber er frage sich trotzdem, ob er „alles Menschenmögliche“ zur Aufklärung getan habe. „Und das habe ich nicht getan. Ich hätte nicht nach Rom melden müssen, aber ich hätte es tun können und auch tun sollen.“ Der inzwischen gestorbene O. soll Ende der 70er-Jahre einen Kindergartenjungen missbraucht haben.

Woelki nannte auch den Fall eines anderen Priesters, der in den 90er-Jahren schwersten Missbrauch an Kindern verübt habe. Hier hätte er den Priester vielleicht früher suspendieren sollen. Woelki bezeichnete dies als „beschämendes Beispiel für meine persönliche Unzulänglichkeit“. Zurücktreten will er aber nicht: „So ein Rücktritt wäre nur ein Symbol, das höchstens für eine kurze Zeit hält.“

Das Gutachten hatte ihn entlastet. Mehreren anderen Bistumsverantwortlichen hatten die Gutachter dagegen Pflichtverletzungen vorgeworfen. Zu ihnen gehören Woelkis 2017 gestorbener Vorgänger Joachim Meisner und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, früher Personalchef in Köln. Heße hat dem Papst mittlerweile seinen Amtsverzicht angeboten. Die Kölner Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff sowie der Kirchenrichter Günter Assenmacher sind beurlaubt.

Das Gutachten habe „systembedingte Vertuschung“ offengelegt, sagte Woelki. Er räumte „Chaos in der Verwaltung“ und ein „System aus Schweigen, Geheimhaltung und mangelnder Kontrolle“ ein. „Generell fehlte es an Mitgefühl, generell fehlte es an Empathie.“ Deshalb müsse nun „rigoros gehandelt“ werden. So habe er die Zerstörung von Akten verboten, obwohl er damit gegen geltendes Kirchenrecht verstoße. Er werde den Vorschlag der Gutachter umsetzen und ein System auch für anonyme Hinweisgeber einrichten.

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