Milliardenminus bei der Bahn

Mehr als nur eine Corona-Krise

von Redaktion

DIRK WALTER

Ein Gutes hat die Corona-Krise für die Bahn. Der Staatskonzern kann die Rekordverschuldung und das Milliardendefizit auf das unsichtbare Virus schieben. Da ist was dran, doch dürfen damit nicht die Fehler in der Vergangenheit übertüncht werden. Die Bahn, wir erinnern uns, war seit jeher ein verspätungsanfälliges Unternehmen, das etliche Managementfehler zu bewältigen hat. Es wurde schlank und beinahe kaputt gespart. Beispiel Güterverkehr: Er ist seit Jahren rückläufig. Schon vor Corona predigten alle, dass beispielsweise mehr Lkw auf der Schiene über den Brenner fahren sollen. Passiert ist das nicht.

Es stimmt: Die Bahn kann nun dank Bundeshilfen in einzigartiger Höhe (die zum Glück nicht mehr zurückgenommen werden können) ein ehrgeiziges Ausbauprogramm umsetzen. Es ist eine einmalige Chance. Noch mehr Geld, obwohl das auch auf regionalen Strecken nötig wäre, wird es danach nicht geben. Der Bahnchef übt sich in Zweckoptimismus, wenn er sagt, die Menschen würden nach Corona schon wieder in die Züge zurückkehren. Er vergisst den Faktor Homeoffice. So manche Konzernzentrale wird bei Videokonferenzen bleiben – nicht im Umfang von heute, aber schon spürbar. Die Fahrgäste zurückzuholen ist kein Automatismus.

Dirk.Walter@ovb.net

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