Brüssel – Der Streit der EU-Staaten um die knappen Corona-Impfstoffe hat sich noch mal verschärft. Österreich habe gedroht, eine Bestellung von 100 Millionen Dosen Impfstoff von Biontech/Pfizer zu blockieren, wenn es nicht zusätzliche Mengen bekomme, meldete das Portal „Politico“. Ein EU-Diplomat bestätigte den Bericht, die Regierung in Wien dementierte aber.
Österreich und fünf weitere Länder beklagen, dass die Impfstoffe unter den 27 EU-Staaten ungerecht verteilt seien. Grundsätzlich läuft die Aufteilung nach Bevölkerungsstärke. Will ein Land seinen Anteil aber nicht (ganz), können andere EU-Staaten die Mengen aufkaufen. Österreich bestellte weniger von Johnson & Johnson als ihm zugestanden hätte und befürchtet nun Lücken.
Mit zehn Millionen Impfdosen von Biontech/Pfizer sollen einige Löcher im zweiten Quartal gestopft werden. Dabei handelt es sich um eine vorgezogene Lieferung aus einem Kontingent von 100 Millionen Dosen, die eigentlich erst in der zweiten Jahreshälfte kommen sollten. Nun geht es darum, die Vertragsoption zu aktivieren und das vorgezogene Kontingent zu verteilen. Über letzteres wird in der EU aber seit Wochen gestritten. Heute suchen die EU-Botschafter erneut eine Lösung.
Zudem verhandelt Wien mit Russland über die Lieferung des in der EU noch nicht zugelassenen Impfstoffs Sputnik V. Kanzler Sebastian Kurz bestätigte die Verhandlungen, die seit 26. Februar laufen. „Beim Impfstoff darf es keine geopolitischen Scheuklappen geben“, sagte er. Es geht um eine Million Dosen, von denen im April 300 000 geliefert werden sollten. Damit wäre „eine frühere Rückkehr zur Normalität möglich, und wir können viele Menschenleben sowie Arbeitsplätze retten“.