WHO: Alle Thesen zum Virus-Ursprung werden verfolgt

von Redaktion

Gesundheitsorganisation legt Bericht vor und kritisiert, China habe nicht genug Daten geliefert – USA skeptisch

Genf – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will sämtliche Thesen zum Ursprung des Coronavirus weiter verfolgen. Das erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag in Genf. Dazu gehört auch die Theorie, dass das Virus aus einem Labor entwichen sein könnte, sagte Peter Embarek, der Leiter der Teams, das Anfang des Jahres im Namen der WHO in China nach dem Ursprung des Virus suchte. Die WHO veröffentlichte am Dienstag den lange erwarteten Bericht des Teams.

Die Mission war politisch heikel. China setzt alles daran, nicht als Sündenbock für die Coronavirus-Pandemie an den Pranger gestellt zu werden. Die Regierung zögerte die Reise ausländischer Wissenschaftler monatelang hinaus. Embarek räumte schwierige Umstände ein. „Natürlich gab es politischen Druck, auch von außerhalb Chinas“, sagte er. Kritiker argwöhnen, China habe großen Einfluss auf die Endversion des Berichts genommen. „Es gab nie Druck, kritische Elemente aus unseren Bericht zu entfernen“, sagte Embarek. Alle Teammitglieder stünden hinter dem Bericht.

Die US-Regierung sieht eine Reihe ungeklärter Fragen. „Ich denke, wir müssen die Methodologie von diesem Bericht besser verstehen“, sagte der ranghohe Corona-Berater des Weißen Hauses, Andy Slavitt, dem Sender CNN. „Wurde den Ermittlern, die den Bericht geschrieben haben, vollständiger Zugang zu allem gewährt? Wurden sie in irgendeiner Weise von der Regierung Chinas beeinflusst, als sie diesen Bericht schrieben? Bis wir die Antworten auf diese Fragen kennen, denke ich, ist es das beste, wenn wir den Bericht mit einer gesunden Skepsis, nicht zwangsläufig mit Zynismus, betrachten.“

„Was die WHO angeht, bleiben alle Hypothesen auf dem Tisch“, sagte Tedros. Es werde alles getan, um das Rätsel zu lösen. China warf er vor, der Expertenmission zu wenige Daten zur Verfügung gestellt zu haben. In Zukunft erwarte er „gemeinschaftliche Studien, um rechtzeitiger und umfassender Daten zu teilen“.

In dem Bericht kommt das Team zu dem Schluss, dass das Virus außer in Fledermäusen auch in Schuppentieren seinen Ursprung haben könnte. Es empfiehlt auch weitere Studien, ob das Virus womöglich schon vor den ersten in der chinesischen Stadt Wuhan entdeckten Fällen in anderen Ländern kursierte. Die Theorie, dass es aus einem Labor entwichen sein könnte, bezeichneten sie dagegen als „extrem unwahrscheinlich“.

Auch Nerze und Katzen könnten Wirte des Virus sein. Viren, die dem Sars-CoV-2-Virus am ähnlichsten sind, seien zwar in Fledermäusen und Schuppentieren gefunden worden, heißt es. „Aber keines der Viren, die bis jetzt in diesen Säugetieren identifiziert wurden, ist dem Sars-CoV-2 so ähnlich, dass er als direkter Vorläufer in Frage kommt.“ Die Wissenschaftler gehen von einem Zwischenwirt aus, von dem das Virus auf den Menschen übertragen wurde. Er wurde aber bislang nicht gefunden.

Ob der Huanan-Markt in Wuhan tatsächlich Ausgang der Pandemie war, sei nicht klar. Es seien auch Fälle bekannt, die nichts mit dem Markt zu tun hatten. Die Ergebnisse könnten nahelegen „dass der Huanan-Markt nicht die ursprüngliche Quelle des Ausbruchs war“.

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