CLAUDIA MÖLLERS
Schon der zweite Karfreitag unter Corona-Bedingungen! Dass uns die Pandemie nach einem Jahr noch so im Griff haben würde und mit ihren gefährlichen Mutationen derart bedroht, hatten sich die wenigsten damals vorstellen können. Dass sich aber die katholische Kirche in diesem Jahr noch mehr mit sich selber befassen würde – auch das gehört zu den bedrückenden Erfahrungen der vergangenen zwölf Monate.
Kartage sind besondere Tage der Besinnung, der Einkehr, der Buße und Neubesinnung. Viele nachdenkliche Menschen nehmen sich jetzt Zeit, ihr Leben und Verhalten auf den Prüfstand zu stellen. Gerade im Jahr zwei der Pandemie sind sie noch empfänglicher für die Fragen nach dem woher und wohin. Hier haben die christlichen Kirchen ihre Kernkompetenz, sinnstiftende Antworten zu geben. Immer mehr Menschen brauchen einen spirituellen Beistand. Sei es, dass sie in der Pandemie daheim allein auf sich gestellt sind und nicht zurecht kommen. Sei es, dass sie in Altenheimen oder Krankenhäusern keinen Besuch empfangen dürfen. Mit fortschreitender Impfung wird diese Notlage hoffentlich abgebaut. Doch es gibt nach wie vor viel zu tun für Seelsorger.
Umso wichtiger ist es in der katholischen Kirche, dass Missstände und Machtmissbrauch schleunigst abgestellt werden. Dann kann sie sich ihrem eigentlichen Auftrag wieder mit ganzer Kraft widmen. In Krisenzeiten braucht es Manager, die Entscheidungen fällen und notwendige Maßnahmen einleiten. Die Menschen brauchen aber auch mehr denn je seelische Unterstützung, Halt und eine echte Hoffnung. Die Kirchen können hier aus einem reichen Schatz schöpfen.
Claudia.Moellers@ovb.net