WIE ICH ES SEHE

Mein Trauminterview zu Ostern

von Redaktion

Jeder Journalist träumt von einem Trauminterview. Meines mit der Bundeskanzlerin zu diesem Osterfest würde so lauten:

Dirk Ippen: Frau Bundeskanzlerin, Ihre Entschuldigung in der vorigen Woche wegen der Ankündigung von zwei zusätzlichen Ruhetagen war eigentlich übertrieben. Für Ihre neueste Ansage aber, beim Kampf gegen die Pandemie die Länder künftig außen vor zu lassen, haben wir kein Verständnis. Denn gerade der Bund hat bei der Impfstoffbeschaffung, der Auszahlung der Corona-Hilfen und bei der Corona-App die größten Fehler gemacht. Ihre Minister Jens Spahn und Peter Altmaier sind in der öffentlichen Wahrnehmung gnadenlos durchgefallen.    Bundeskanzlerin: Ich weiß sehr wohl, dass die Länder vor Ort getan haben, was sie konnten. Aus dem Nichts wurden die Impfzentren organisiert. Nur leider stehen die bisher meist leer, weil es an Impfstoffen fehlt. Mein größter Fehler war, dass ich den Einkauf und die Verteilung von Impfstoffen unerfahrenen EU-Kräften überlassen habe. Die kamen viel zu spät in die Gänge. Sie haben dazu Lieferverträge abgeschlossen, die so dilettantisch sind, dass feste Lieferansprüche daraus oft nicht hergeleitet werden können. Wenn ich dazu sehe, wie Frau von der Leyen nun auch noch mit Ausfuhrverboten und Enteignungen der Hersteller droht, dann wird sich die pharmazeutische Industrie künftig aus der EU zurückziehen. Dann kommt der lange überwunden geglaubte Alptraum der DDR-Mangelwirtschaft. Immerhin habe ich jetzt vor solchen Überlegungen gewarnt. Das hätte ich früher tun müssen.    DI: Könnte es sein, dass Sie zwar Ludwig Erhards Wettbewerbswirtschaft gerne im Munde führen, in Wahrheit aber immer mehr beeindruckt waren von einem staatlich gelenkten Kapitalismus nach französischem oder sogar chinesischem Vorbild, womit ja auch Ihr Wirtschaftsminister Altmaier gerne flirtet?

BK: Rückblickend muss ich mir das vorwerfen. Systematisch habe ich auch die CDU, die doch immer für Wirtschaftskompetenz stand, davon weggeführt in eine Welt der überregulierten Klientel-Wirtschaft mit immer weniger Freiheit, gerade für mittelständische Unternehmer. Sie bilden doch den Kern unserer Wirtschaftserfolge und nicht die von mir so hofierte Großindustrie.

DI: Wie ist es denn mit der Energieversorgung gelaufen?

BK: Ja, dort haben wir heute eine total gelenkte Subventionswirtschaft bekommen, die dadurch verursachten Kosten werfen unsere Wirtschaft schwer zurück. Die sofortige Abschaltung von Kernkraftwerken nach Fukushima war rechtswidrig, was den Staat Milliarden an Entschädigungen kostet. Ich habe damals übersehen, dass es für den Klimaschutz vor allem auf die Reduzierung von CO2-Ausstoß und die Rückdrängung der fossilen Energieformen ankommt. Dazu brauchen wir die CO2-freie Kernenergie zumindest als Übergangstechnik.

DI: Mit der russischen Gasleitung durch die Ostsee haben Sie uns mit anderen EU-Staaten wie mit den Amerikanern in Konflikt gebracht.

BK: Ich habe in der DDR gelernt, zu taktieren. Das bringt Erfolg, kann aber auch mal schiefgehen. Als Journalist wissen Sie auch, wie leicht es ist, im Nachhinein Kritik zu üben. Im Vorfeld richtig zu handeln aber ist schwer.

DI: Frau Bundeskanzlerin danke und verdiente, erholsame Ostertage.

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ippen@ovb.net

VON DIRK IPPEN

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