Horst Seehofer will sich nicht mit Astrazeneca impfen lassen. Nachdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Kabinettsmitglieder über 60 genau dazu aufgefordert hat, sieht der Innenminister sich bevormundet. Eine Kommunikationspanne, an der sie beide Schuld tragen.
Es ist ein typischer Seehofer. Ihm gehe es nicht um eine Bewertung des Impfstoffs, sagt er. Aber natürlich kommt seine harsche Replik in der „Bild“ – „Die Antwort auf die Aufforderung von Jens Spahn lautet: Nein!“ – öffentlich als genau das rüber. Dass der 71-Jährige mit einschlägiger Krankheitsgeschichte dem Impfstoff von Astrazeneca möglicherweise skeptisch gegenübersteht, ist dabei nicht das Problem. Das steht ihm genauso zu wie jedem anderen Bürger auch. Seehofer hätte aber auf die Wahl seiner Worte achten müssen. Dass ihm deren Gewicht nicht immer bewusst zu sein scheint, fällt nicht zum ersten Mal auf. Gleichzeitig darf man sich aber auch fragen, wieso Jens Spahn bei diesem heiklen Thema eigentlich nicht kurz persönlich bei seinen Kabinettskollegen vorfühlt, bevor er sie dem öffentlichen Druck aussetzt.
So hat die Bundesregierung nun mit vereinten Kräften neue Vorlagen für echte Verunsicherung und konstruierte Verschwörungstheorien geschaffen. Ein Glück, dass für die meisten grundsätzlich Impfwilligen im Zweifel das Urteil ihres Hausarztes schwerer wiegen dürfte als politisch motivierte Zankereien.
Sebastian.Horsch@ovb.net