Die CSU und die Masken

Ein bisschen Ordnung reicht nicht

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Auf die Gnade des Vergessens ist in der Politik kein Verlass. Die CSU wäre schlecht beraten, bei ihren dicken Masken-Affären auf Zeit zu spielen. Sowohl die Kanzlerkandidatur als auch die Corona-Politik werden höchstens für wenige Wochen die drängenden Fragen nach Aufarbeitung überdecken. Mit Alfred Sauter steht einer aus der engsten Parteispitze im Mittelpunkt der Millionen-Geschäfte. Wöchentlich werden neue Details bekannt, wer wo wie Strippen zog, Deals einfädelte, Freundchen und Verwandte beförderte. Ein Teil der CSU half aktiv mit, ein anderer muss vom jahrelangen angestrengten Wegsehen zumindest schwere Genickstarre bekommen haben.

Markus Söder hat volle Transparenz versprochen und klare, harte Schnitte. Das klang gut. Wer genauer hinhört, stellt fest: Nicht alle Teile der Partei folgen. Plötzlich werden Formulierungen aufgeweicht, da wägen Arbeitskreise gemächlich ab, wie man den erfolgreichen Anwälten in den Parlamenten doch entgegenkommen könne; und ob Nebenjob-Verbote und volle Transparenz jetzt echt so strikt sein müssen. Es sind die gefährlichen Muster aus den Verwandtenaffären der 90er und 2013. Söder steht nicht für diesen Stil. Aber er sollte nicht aus den Augen verlieren, dass der Bruch mit Filz und bisher geduldeter Kungelei für die Union überlebensnotwendig ist.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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