MIKE SCHIER
Unterschiedlicher könnten die politischen Welten derzeit nicht sein: In der Union ringen zwei Vollblutpolitiker mit nicht für möglich gehaltenem Starrsinn um die Macht. Laschet und Söder, die eigentlich vom ewigen Corona-Kampf längst zermürbt sein müssten, beweisen dabei erstaunliche Kräfte. Ihrer Verbissenheit treten die Grünen mit geradezu demonstrativer Leichtigkeit gegenüber. Schon klar, die schönen Bilder von Baerbock und Habeck sind so sorgsam inszeniert wie ein Rosamunde-Pilcher-Film. Aber anders als bei ihren konservativen Konkurrenten kann man sich beim Grünen-Duo vorstellen, dass es auch noch ein Leben jenseits der Politik führt. Familie, Freunde, Hobbys und so. Nach 16 nüchternen Merkel-Jahren strahlt das Charme aus.
Nun treibt die K-Frage in beiden Lagern ihrem Höhepunkt zu. Fast verzweifelt versuchen sie in der Union, die grüne Ruhe als Mangel von Basisbeteiligung anzuprangern. Unsinn! Bei den Grünen herrscht nur deshalb so große Disziplin, weil alle die Chance wittern, bald in die Regierung zu kommen. Mehr Abgeordnete, Minister- und Staatssekretärsposten – da hütet man seine Zunge lieber. In der Union, vor allem der CDU, verhält es sich genau umgekehrt. Der große Zuspruch für Söder aus den hinteren Reihen der Fraktion speist sich meist aus der Sorge, das schöne Büro am Spreeufer räumen zu müssen.
Es birgt eine gewisse Ironie, dass nun ausgerechnet die klare Positionierung der JU die Waage in der Union zu Söders Gunsten kippen könnte. Der Nachwuchs war es schon, der einst in Bayern den Machtkampf mit Seehofer für Söder entschied. Feiner Unterschied: Diesmal müsste Söder auf dem Weg ins Amt noch eine Wahl gewinnen.
Mike.Schier@ovb.net