Das Comeback des George W. Bush

von Redaktion

Ex-Präsident meldet sich in US-Öffentlichkeit zurück – Neues Buch würdigt Beitrag von Migranten

Washington – Nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus widmete sich George W. Bush, von 2001 bis 2009 der 43. Präsident der USA, vor allem zwei Dingen: der Gartenarbeit auf seiner Ranch im texanischen Crawford und der Malerei. Nun hat sich Bush spektakulär auf der öffentlichen Bühne zurückgemeldet – und präsentiert sich dabei, für viele überraschend, mit durchaus progressiven Zügen. Zum einen ist gerade sein Buch erschienen, in dem die Bilder von 43 Einwanderern enthalten sind, mit denen Bush persönlich gesprochen hat. Diese Migranten hat er dann in Öl verewigt und zudem ihre Schicksale beschrieben.

Zum anderen hat der Ex-Präsident auf seiner Buch-Werbetour, die auch Auftritte in TV-Shows enthält, auch zum Reizthema Migration Stellung bezogen. Dieses ist durch die Krise an der Südgrenze der USA wieder in den Fokus heftiger politischer Debatten gerückt.

Der Großteil von Amerikas Konservativen würden die von Donald Trump propagierte Abschottung gegenüber Einwanderern und den von Joe Biden vorerst gestoppten Mauerbau gerne fortsetzen. Im Gegensatz dazu würdigt Bush in diesem Buch ausgerechnet die Beiträge von Migranten zur Gesellschaft in den USA. Gleichzeitig setzt sich der Texaner, dessen Heimatstaat durch den derzeit nahezu ungebremsten Zustrom an illegalen Grenzgängern besonders stark betroffen ist, auch für eine Legitimierung von Millionen dieser Einwanderer ein. In einem Gastbeitrag für die „Washington Post“ forderte Bush, dass vor allem Jugendlichen, die von ihren Eltern ohne Genehmigung in die USA gebracht wurden, die US-Staatsbürgerschaft gewährt wird. Eine direkte Amnestie für alle illegal in den USA lebenden Menschen will er zwar nicht. Doch immerhin solle es laut Bush für diese die Möglichkeit geben, durch ein „graduelles Verfahren“ eine der begehrten „Greencards“ und letztlich sogar die Staatsbürgerschaft zu erwerben. Bestimmte Leistungen im Arbeitsbereich und der Nachweis der englischen Sprache sollen dies ermöglichen.

Er wolle der Debatte um die Einwanderung ein „humanes Gesicht“ geben, betonte Bush. Für einen Teil der Demokraten ist der Schwenk des Republikaners, dessen Beliebtheitsquote seit dem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt deutlich gestiegen ist, allerdings nicht leicht zu akzeptieren. Obwohl den 74-Jährigen beispielsweise eine enge Freundschaft mit den Obamas verbindet, können ihm ein Teil der Linken in Amerika vor allem den Krieg gegen den Irak nach den Terrorattacken des 11. September 2001 und die Begleitumstände des Kampfs gegen Osama bin Laden und El Kaida nicht vergeben. Der linke US-Kulturhistoriker Jackson Lears kritisierte gegenüber dem „Guardian“, es sei ein „absoluter Skandal“, dass Bush nun derart rehabilitiert werde. Denn schließlich sei Bush mit seinem Nationalismus und Militarismus sowie seiner Rhetorik noch anstößiger als Trump gewesen.

Doch über seine angreifbare Vergangenheit spricht „Nummer 43“ bei seinen derzeitigen Medienauftritten lieber nicht. Stattdessen gibt er sich als Mahner und Moralist – und forderte unter anderem die Kongressmitglieder auf, ihre oft harsche Rhetorik in der Einwanderungsdebatte herunterzufahren. Er hoffe, so sagt Bush, eine „respektvollere Tonart“ gegenüber den Migranten durchzusetzen. FRIEDEMANN DIEDERICHS

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