Grünes Licht für Johnson-Impfstoff

von Redaktion

VON A. BIRSCHEL, S. HORSCH UND M. SCHIER

Amsterdam/München – Wieder geht es um Blutgerinnsel. Wie schon beim Wirkstoff des schwedisch-britischen Herstellers Astrazeneca hatte es Hirnvenenthrombosen gegeben, vor allem bei jüngeren Frauen. Extrem selten zwar – acht Fälle nach etwa sieben Millionen Impfungen mit Johnson & Johnson. Doch wie die USA folgten auch zahlreiche EU-Staaten der Empfehlung des Herstellers und wollten vor der Nutzung die Einschätzung der Experten abwarten.

Am Dienstag gibt die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) grünes Licht. Auch wenn der Wirkstoff tatsächlich in sehr seltenen Fällen Blutgerinnsel auslösen könne, hält die EMA daran fest, dass die Vorzüge, Covid-19 zu verhindern, höher zu bewerten seien als die Risiken. Die Möglichkeit von Blutgerinnseln bei einer zugleich sehr niedrigen Zahl von Blutplättchen soll nun als seltene Nebenwirkung registriert werden. Auch bei Astrazeneca hatte die EMA an ihrer Bewertung festgehalten, dass der Impfstoff sicher sei. Johnson & Johnson teilt am Dienstagabend mit, dass die Markteinführung in Europa nun fortgesetzt werde.

Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie hält die Entscheidung der EMA für nachvollziehbar. „Weil es so wenige Geimpfte betrifft, ist der Nutzen größer als das Risiko.“ Selbst eine 20-jährige Frau habe ein höheres Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf als für die Nebenwirkung einer Hirnvenenthrombose, betonte Carsten Watzl.

In Europa ist die Erleichterung groß. „Das ist eine gute Nachricht für die Impfkampagnen in der ganzen EU“, schreibt Kommissionschefin Ursula von der Leyen (CDU) auf Twitter. Die EU hat bereits Impfdosen für 200 Millionen Menschen bestellt. Davon würde Deutschland 36,7 Millionen erhalten. Auch in Bayern sind die Lieferungen bereits eingeplant.

Im Freistaat haben inzwischen mehr als 20 Prozent der Bevölkerung die erste Impfung erhalten. „Das ist eine gute Zahl, die früher erreicht wurde, als wir das ursprünglich geplant hatten“, sagt Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Dienstag. Und noch besser: Mehr als die Hälfte der Impfzentren in Bayern impft bereits die Kategorie 3, zu der auch die restlichen Lehrer zählen. Für Mai und Juni sei zudem mit deutlich mehr Impfstoff zu rechnen, sagt der Minister – auch wenn es immer mal wieder Probleme mit Lieferungen gebe, so wie jüngst bei Moderna.

Auch bundesweit sind inzwischen 20,2 Prozent mindestens ein Mal geimpft. Davon wurden etwa 16,8 Millionen Menschen ein Mal geimpft, rund 5,6 Millionen haben schon eine zweite Dosis bekommen. Zehn der 16 Bundesländer haben bereits die 20-Prozent-Marke bei den Erstimpfungen erreicht. Schlusslicht ist am Dienstag Hessen mit 18,3 Prozent. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigt an: „Anfang Mai wird jeder Vierte mindestens einmal geimpft sein.“

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