Söder bleibt in Bayern

Willkommen zuhause

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

In der Pandemie haben die Bayern ihren Söder neu kennengelernt, das war für beide Seiten von Vorteil. Selten ist herzenswarmer Jubel über den Ministerpräsidenten ausgebrochen, aber oft war Respekt zu hören: Bei ihm ist man in der größten Nachkriegskrise in guten Händen. Nicht alles läuft richtig, aber Grundlinie und Tempo sind besser als anderswo. Auf dieser Basis hätte Söder von den Bayern kaum Euphorie für seine Kanzlerkandidatur verlangen können. Jetzt, wo er an der CDU abprallt, fühlt sich auch keiner im Freistaat – na gut, einer vielleicht – in seiner Ehre gepackt. Söder bleibt da, und das passt.

Das passt auch, weil es in Bayern für ihn einiges aufzuräumen gibt. Er wäre ohne Zweifel der populärere Kanzlerkandidat gewesen, aber bisher nicht aus der Stärke eines überragenden Erfolgs in Bayern heraus. Zur Ernüchterung: Er hätte den Freistaat als Großbaustelle übergeben (vermutlich an Ilse Aigner), ein Land, das über Nacht in neue Milliardenschulden gestürzt wurde; zu einem kleinen Teil wegen Söders exorbitanter Ausgaben- und Versprechensfreude bis 2020, zum größeren Teil wegen der Pandemie-Folgekosten seit 2020. Söders Regierung hat auf vielen Positionen großes Verbesserungspotenzial, Corona überdeckt das. Und: Er führt eine Partei, die schwer angeschlagen ist. Das schlechteste Resultat der CSU-Geschichte war das von Söder, 37,2 Prozent 2018, und in Umfragen sind es derzeit kaum über 40. Schlimmer noch: Die CSU wird von einer Masken- und Raffke-Affäre durchgeschüttelt.

Nicht Söders Schuld. Aber Söders Pflicht, all das umfangreich und sehr nachdrücklich aufzuräumen. Falls er das packt, falls er Bayern und seine eigene Partei stabilisiert, die Landtagswahl 2023 besteht, hat er noch spannende Karriereschritte vor sich. Aber eben erst dann.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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