GEORG ANASTASIADIS
Nein, Markus Söder ist nicht die feenhafte „Lady Di“ der deutschen Politik – auch wenn sich die CSU alle Mühe gibt, ihren Chef nach dessen verhinderter Kanzlerkandidatur zum „Kandidaten der Herzen“ auszurufen. Richtig aber ist, dass das Bedauern an der Unionsbasis über Söders Rückzug mancherorts Züge einer Staatstrauer annimmt. Für Armin Laschet könnte das noch zum Problem werden – vor allem dann, wenn die Wähler in ihrem Schmerz die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 6. Juni zum Referendum über den frisch gekürten Kanzlerkandidaten umfunktionieren. Eine krachende Niederlage im Osten dreieinhalb Monate vor der Bundestagswahl hätte wohl die Wucht, die K-Frage noch einmal zu befeuern. Laschet muss darauf hoffen, dass sein Joker Friedrich Merz als Wahlkampfhelfer im Osten sticht.
Bis dahin wird die Union nicht wirklich zur Ruhe kommen. Die CSU sinnt nach ihrer Niederlage erkennbar auf ein Rückspiel, mag ihr Chef auch noch so oft beteuern, dass er Laschet „ohne Groll“ und „mit voller Kraft“ unterstützen werde. Erstens ist das nicht der Söder, den wir kennen. Und zweitens ist der Zorn des bayerischen Löwen ja nicht ganz unbegründet. Dass Laschet seinem bayerischen Kontrahenten für den Fall von dessen Kür zum Kanzlerkandidaten die Wahlkampfhilfe der CDU verweigern wollte, wie nun aus der CSU berichtet wird, ist keine noble schwesterliche Geste, sondern eher ein Revanchefoul. Und Söder ist nicht der Christenmensch, der da noch die andere Wange hinhält. Er bedankt sich in bayerischer Hinterfotzigkeit lieber bei den „Jungen, den Modernen“ in der CDU, die ihm geholfen hätten. Laschet darf drei Mal raten, welche Unterstützer dann für ihn übrig bleiben.
Georg.Anastasiadis@ovb.net