Ja, der Schmerz der Niederlage in der K-Frage sitzt tief in der CSU. Wie tief, zeigt ein aktueller Twitter-Aufruf von Generalsekretär Markus Blume. Er ermuntert all jene, die vom Ausgang der Schlacht zwischen CDU-Chef Armin Laschet und dem CSU-Vormann Markus Söder tief enttäuscht sind und außerhalb der weiß-blauen Grenzen in Deutschland wohnen, gerade jetzt CSU-Mitglied – „online-Mitglied“ – zu werden, um Söder zu unterstützen.
Nun gehört die digitale Mitgliedschaft zwar schon seit einiger Zeit zum Modernisierungskonzept der Christsozialen. Zum jetzigen Zeitpunkt wirkt Blumes Aktion jedoch wie ein Aufruf zur Meuterei gegen den frisch gekürten, aber unbeliebten Unions-Kapitän vom Rhein. Oder ist es gar das Fanal für die Ausdehnung der CSU ins christdemokratische Rest-Deutschland?
Diese Debatte ist nicht neu: Bereits nach der knappen Niederlage Helmut Kohls gegen SPD-Kanzler Helmut Schmidt 1976 weckte der Geist von Kreuth Expansionsgelüste der Bayern über den Weißwurstäquator hinaus. Auch nach dem Fall der Mauer gab es1990 heftige Debatten, ob die bayerische Staatspartei im größer gewordenen Deutschland nicht auch in Sachsen und anderswo antreten müsse, um bundesweit nicht an Einfluss einzubüßen. Jedes Mal obsiegte – aus gutem Grund – der kühle Kopf über das heiße Herz. Aber durch die digitale Hintertür die Gefrusteten im Laschet-Land hinter Söders weiß-blauem Banner zu versammeln, kann aus Münchner Sicht sicher nicht schaden. Wer weiß, was die Zukunft bringt?
Alexander.Weber@ovb.net