Jerusalem – Während eines Aufmarsches rechtsextremer Juden ist es in Jerusalem zu den schwersten gewalttätigen Konfrontationen seit Jahren gekommen. Nach Angaben aus unterschiedlichen Quellen wurden bei den Konfrontationen in der Nacht zu Freitag insgesamt rund 120 Menschen verletzt. Die Polizei geriet zwischen die Fronten, die von Anhängern der rechtsextremistisch-jüdischen Bewegung Lahava und aufgebrachten Palästinensern gebildet wurden.
Die palästinensische Hilfsorganisation Roter Halbmond teilte mit, bei den Zusammenstößen seien mehr als einhundert Menschen verletzt worden. Hinzu kamen nach Angaben der Behörden 20 verletzte Polizisten. Mehrere hundert Polizisten waren eingesetzt worden, um den Lahava-Aufmarsch abzuschirmen. Die Polizei bezeichnete dies als Schutz der Kundgebungsfreiheit. Mehr als 50 Menschen wurden nach Angaben der Polizei in der Nacht festgenommen.
Nach Angaben von Augenzeugen riefen Lahava-Mitglieder „Tod den Arabern!“. Das führte zu Konfrontationen mit Palästinensern, die nach dem nächtlichen Gebet zum Fastenmonat Ramadan vom Tempelberg zurückkamen. Die Polizei versuchte, die Demonstranten mit Tränengas, Blendgranaten und Wasserwerfern auseinanderzutreiben. „Das war wie ein Kriegsgebiet“, sagte ein Palästinenser. Jüdische Extremisten schleuderten Steine in Richtung der Sicherheitskräfte, die auch von Palästinensern beworfen wurden.
Bereits in der Nacht zum Mittwoch hatte es Auseinandersetzungen gegeben, nachdem im Internet Videos aufgetaucht waren, auf denen zu sehen war, wie Palästinenser und Journalisten in der Jerusalemer Altstadt belästigt wurden. Jüdische Jugendliche riefen demnach auch dort: „Tod den Arabern!“ Jerusalems Bürgermeister Mosche Lion versuchte nach eigenen Angaben vergeblich, den Aufmarsch tags darauf zu verhindern. Die palästinensische Autonomiebehörde verurteilte die „zunehmende Aufwiegelung“ durch jüdischer Siedlergruppen.