USA wollen wieder Klima-Vorreiter sein

von Redaktion

VON LENA KLIMKEIT

Washington – Der Klimawandel macht sich direkt vor Joe Bidens Haustür bemerkbar. Der Potomac, der durch die US-Hauptstadt fließt, mündet in die Chesapeake Bay, die größte Flussmündung der USA. Die Region sei von den Auswirkungen des steigenden Meeresspiegels praktisch doppelt so stark betroffen wie der globale Durchschnitt, sagt Beth McGee von der Chesapeake Bay Foundation. „Während die Meere steigen, senkt sich das Land in dieser Region ab.“ Die Folge: Städte wie Washington erlebten regelmäßige Überschwemmungen, die Region verliere Inseln und Schwemmland.

Wenn sich der US-Präsident jetzt vom Weißen Haus aus mit 40 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt zu einem Klimagipfel zusammenschaltet, kommen die Probleme der Umgebung wohl nicht zur Sprache. Doch auch an der Chesapeake Bay keimt Hoffnung angesichts von Bidens Versprechen, dass die Vereinigten Staaten die globalen Anstrengungen für den Klimaschutz anführen wollen.

Gerade einmal drei Monate ist es her, dass Donald Trump aus dem Weißen Haus ausgezogen ist – und mit ihm die Zweifel am Klimawandel. Trump weichte Umweltvorschriften der Regierung seines Vorgängers Barack Obama auf und zog die USA aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 zurück. Biden dagegen begreift den Klimawandel als existenzielle Bedrohung und als Gefahr für die nationale Sicherheit. „Die Zeichen sind unübersehbar. Die Wissenschaft ist nicht zu leugnen. Die Kosten des Nichtstuns werden immer höher“, sagt Biden beim Gipfel. Er hat den Kampf gegen die Erderwärmung zur Priorität erklärt, Ex-Außenminister John Kerry zum Klimabeauftragten im Nationalen Sicherheitsrat ernannt und unmittelbar nach seinem Amtsantritt die Rückkehr der USA in das Abkommen von Paris verfügt. Mit dem Gipfel verdeutlicht Biden auch, dass er sein Mantra „Amerika ist zurück“ mit Leben füllt.

„Wenn Amerika es nicht schafft, die Welt bei der Bewältigung der Klimakrise anzuführen, wird von der Welt nicht mehr viel übrig sein“, sagte Außenminister Antony Blinken. Die USA verursachen nach China am meisten klimaschädliche Kohlendioxid-Emissionen – die beiden größten Volkswirtschaften sind damit entscheidend für einen Erfolg im Kampf gegen die Erderhitzung. Die US-Regierung strebt nun eine Verringerung der Treibhausgase im Vergleich zu 2005 um 50 bis 52 Prozent bis 2030 an. Biden hatte vor dem Gipfel auch andere Länder aufgefordert, das Online-Treffen für neue, ehrgeizigere Zusagen zu nutzen. China stellte nun eine Verringerung des Kohleverbrauchs von 2025 an in Aussicht, Japan will seine Emissionen stärker drosseln als geplant, auch Kanada besserte beim Klimaziel 2030 nach. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich erfreut über die Rückkehr der US-Regierung zum Kampf gegen den Klimawandel. Es gebe keinen Zweifel daran, dass die Welt den Beitrag der USA benötige, um die ehrgeizigen Ziele erfüllen zu können.

Ganz störungsfrei lief die Online-Konferenz allerdings nicht: So wurde die Rede des französischen Präsidenten Emmanuel Macron ausgerechnet für Russlands Präsident Putin unterbrochen. Macrons im Vorfeld aufgezeichnete Videoansprache wurde gerade ausgestrahlt, als plötzlich die Stimme von Blinken zu hören war: „Vielen Dank, Herr Präsident. Ich übergebe das Wort jetzt an den Präsidenten der Russischen Föderation, seine Exzellenz Wladimir Putin.“ Der war aber noch gar nicht bereit.

Der international unter Druck geratene brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro versprach Maßnahmen zum Erhalt des Amazonasgebiets. Brasilien werde die illegale Abholzung bis 2030 beenden. Damit würde es seine Emissionen bis zu diesem Datum um 50 Prozent verringern. Bolsonaro forderte aber für die „Umweltdienste“, die man dem Planeten leiste, eine „gerechte Entlohnung“.

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