Ein Wühler und Beißer führt Bayerns SPD. Florian von Brunn hat sich mit hartnäckiger, mitunter penetranter Oppositionsarbeit im Landtag hervorgetan. Als Gegenentwurf zum im ewigen Verlieren genügsam gewordenen Abgeordnetentypus ist der Münchner als Promi-Teil einer Doppelspitze eine gute Wahl. Er soll die Partei retten, die nach Mitgliedern zweitstärkste Kraft, nach Umfragen aber nur noch ein 9-Prozent-Häufchen Elend ist.
Für von Brunn reicht die hauchdünne Mehrheit vom Parteitag. Für seine Mission reicht das nicht. Mit ihm hat sich ein Großstädter durchgesetzt, wissenschaftliche Weihen, Politkarriere, Kirchenaustritt. Sein unterlegener Gegenkandidat Uli Grötsch repräsentiert mit seinem Lebenslauf eine entfernte Wählerschaft: Mittlere Reife, Schützenverein, Polizeibeamter, Schichtdienst. Das eine ist nicht besser als das andere, aber komplett anders. Es lässt sich auch nicht reduzieren auf die alte Debatte von linker und rechter SPD. Die meisten Genossen haben gelernt, oft schmerzhaft, dass im strukturell konservativeren Freistaat ein ultralinker SPD-Landesverband auf Dauer verkümmert. Von Brunn muss das zusammenbringen: Beißfreude und Profilierung mit Teamspiel; Stadt/Land; Lieblingsgegner CSU/Neugegner Grüne. Motiviert er alle, mit Sofortstart fünf Monate vor der Bundestagswahl? Rein mathematisch eine Warnung: Wenn Bayerns SPD mit halber Kraft kämpft, liegt sie bei unter 5 Prozent.
Christian.Deutschlaender@ovb.net