„Genozid“ an Armeniern: Türkei über Biden empört

von Redaktion

Washington/Istanbul – Trotz Warnungen der Türkei hat US-Präsident Joe Biden die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkrieges als Völkermord anerkannt und damit für Empörung in Ankara gesorgt. „Das amerikanische Volk ehrt all jene Armenier, die in dem Völkermord, der heute vor 106 Jahren begann, umgekommen sind“, hieß es in einer vom Weißen Haus verbreiteten Mitteilung Bidens zum Gedenktag.

Die Reaktion aus Ankara folgte umgehend: Das türkische Außenministerium wies Bidens Erklärung „in schärfster Form“ zurück und forderte den US-Präsidenten auf, den „schwerwiegenden Fehler“ zurückzunehmen. Die Aussage Bidens verzerre historische Fakten und reiße eine tiefe Wunde in die Beziehungen beider Länder, hieß es. US-Botschafter David Satterfield wurde ins türkische Außenministerium einbestellt. Man habe ihm mitgeteilt, dass Bidens Erklärung inakzeptabel sei.

Während des Ersten Weltkriegs waren Armenier systematisch verfolgt und unter anderem auf Todesmärsche in die syrische Wüste geschickt worden. Historiker sprechen von Hunderttausenden bis zu 1,5 Millionen Opfern. Die Türkei als Nachfolgerin des Osmanischen Reiches gesteht den Tod von bis zu 500 000 Armeniern ein und bedauert die Massaker.

Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan sagte, das armenische Volk und alle Armenier der Welt hätten Bidens Botschaft mit „großer Begeisterung erhalten“. Paschinjan sprach von „einem mächtigen Schritt auf dem Weg der Wahrheit und der historischen Gerechtigkeit“ sowie von einer „unschätzbaren Unterstützung für die Nachkommen der Opfer des Genozids“.

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