Zu jung für den Pieks

von Redaktion

Kinder unter 16 Jahren können bisher gegen Corona nicht geimpft werden – das soll sich ändern

München – Langsam, aber sicher geht’s voran. Bald ist ein Viertel der Deutschen zumindest ein Mal geimpft. Und mit steigenden Impfstoffmengen soll das Tempo weiter beschleunigt werden. Zeitgleich zeichnet sich immer klarer ab, dass vollständig Geimpfte ab Ende Mai oder Juni viele Freiheiten zurückerhalten sollen. Passend zur Urlaubszeit dürfte für sie auch die Quarantäne-Pflicht nach der Einreise aus dem Ausland entfallen, solange dort keine gefährlichen Mutationen grassieren.

Doch gerade für Familien bleiben Probleme. Die Einreise-Quarantäne muss bisher in jedem Alter eingehalten werden. Zudem kann eine Corona-Infektion auch für Kinder schwere Folgen haben – wenn auch deutlich seltener als für Erwachsene. Eine Impfung ist aber – mit Biontech – frühestens ab einem Alter von 16 Jahren möglich. Andere Vakzine sind erst ab 18 freigegeben. Noch. Denn die Hersteller arbeiten bereits mit Hochdruck an Lösungen.

Damit ein Impfstoff für Minderjährige zum Einsatz kommen kann, muss er auch an ihnen erprobt werden. Das geschieht bereits seit einiger Zeit. Besonders erfolgreich lief eine Studie von Biontech und Pfizer bei 12- bis 15-Jährigen. Der Impfstoff des deutsch-amerikanischen Duos erreichte in dieser Altersgruppe eine Wirksamkeit von 100 Prozent. Das deute darauf hin, „dass Kinder durch die Impfung besonders gut geschützt sind“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin. Mit diesen Werten im Rücken beantragten die Unternehmen Anfang April in den USA eine Zulassungserweiterung für Jugendliche ab zwölf Jahren. Dass auch bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA bereits eine solche Erweiterung beantragt wurde, wollte das Unternehmen unserer Zeitung gestern nicht bestätigen. Man plane das allerdings.

Darüber, wann genau der Impfstoff in Deutschland für die Jugendlichen tatsächlich zur Verfügung stehen könnte, schwanken die Prognosen zwischen Spätsommer und Jahresende. Klar scheint allerdings, dass die EU für die Impfung ihrer 70 bis 80 Millionen Kinder auf Biontech setzt. Denn auch mit dieser Begründung kündigte die Kommission jüngst den Kauf von weiteren 1,8 Milliarden Dosen dieses Vakzins an.

Gerade die Jüngeren dürften aber noch etwas länger warten müssen. Erst im März hat Biontech/Pfizer nämlich mit einer Studie mit Kindern im Alter von sechs Monaten bis unter zwölf Jahren begonnen. Dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) zufolge geht Pfizer von Ergebnissen bis Ende des Jahres aus. Mit einer weiteren Zulassungserweiterung sei dann Anfang 2022 zu rechnen.

Neben Biontech forschen auch andere Hersteller an Präparaten für Kinder. Die US-Firma Moderna hat im Dezember mit einer Studie mit 12- bis 18-Jährigen begonnen, im März startete laut vfa in den USA und Kanada zudem eine Moderna-Studie mit Kindern im Alter von 6 Monaten bis 12 Jahren. Astrazeneca erprobt seinen Impfstoff seit Februar in Großbritannien an Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 18 Jahren. Laut vfa pausierte die Studie zuletzt allerdings wegen der seltenen Thrombosen-Fälle, die in Zusammenhang mit dem Vakzin aufgetreten sind. Auch Johnson und Johnson und CureVac führen Studien durch – allerdings zunächst ausschließlich mit Jugendlichen ab 12 Jahren. SEBASTIAN HORSCH

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