Das gelbe Heftchen wird zum Türöffner

von Redaktion

Corona-Impfungen ersetzen die Testpflicht – Spätestens im Juni soll es auch einen digitalen Nachweis geben

München – Wer in Bayern in den Tierpark oder zum Friseur will, der braucht einen negativen Corona-Test. Es sei denn, er ist seit mindestens 14 Tagen vollständig geimpft, dann entfällt die Testpflicht seit gestern. Auf Nachfrage unserer Zeitung heißt es dazu aus dem bayerischen Gesundheitsministerium: „Dies kann mit dem Impfpass nachgewiesen werden.“

Der Impfpass. Das nicht selten jahrzehntealte gelbe Heftchen gehört schon jetzt zu den Kandidaten für das Comeback des Jahres. In so manchem Haushalt wurden im zweiten Corona-Jahr Keller und Schubladen nach ihm durchwühlt. Nun dürfte das Dokument für immer mehr Bayern sogar zum ständigen Begleiter werden.

Zumindest vorübergehend. Denn absehbar soll der Nachweis auch bequem mit dem Smartphone möglich sein. Im Januar hat der EU-Rat beschlossen, dass es einen europäischen Impfausweis geben soll. Geimpfte sollen ihre Daten so zusätzlich digital speichern können. In Deutschland hat die Bundesregierung dazu IBM und drei weitere Unternehmen mit der Entwicklung einer Lösung beauftragt, die mit den EU-Vorgaben kompatibel ist. Dieses Zertifikat sei zwar vor allem für das Reisen innerhalb Europas gedacht, sagt ein Sprechers des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) gestern unserer Zeitung. Wenn es diesen Nachweis aber erst einmal gibt, dürfte er wohl auch im heimischen Alltag Anwendung finden.

Wann genau der digitale Impfpass einsatzbereit ist, wird allerdings selbst innerhalb der Bundesregierung noch unterschiedlich beurteilt. Während Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) gestern in Aussicht stellte, der elektronische Nachweis könne „in wenigen Tagen bis Wochen fertig“ sein, ist man im Bundesgesundheitsministerium vorsichtiger. Bis in der „zweiten Hälfte des zweiten Quartals“, rechne man mit der Fertigstellung, heißt es auf Nachfrage. Möglicherweise also auch erst Ende Juni.

Doch wie kommt man überhaupt an den digitalen Impfpass? Zunächst hieß es: Um Missbrauch zu verhindern, muss man für den elektronischen Nachweis selbst in die Arztpraxis oder das Impfzentrum. Dort wird nach Eingabe der Daten ein 2D-Barcode erstellt, den der Geimpfte mit dem Smartphone einscannen kann. Nun stellt Jens Spahn (CDU) zudem in Aussicht, dass auch Apotheker den digitalen Impfpass ausstellen sollen. Er wolle mit einer entsprechenden Änderung im Infektionsschutzgesetz schon jetzt die Weichen stellen, „damit im Sommer möglichst viele den digitalen Impfpass auch nutzen“, sagt der Bundesgesundheitsminister dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Klar ist bereits: Das, was diese Nutzer dann als digitalen Impfpass wahrnehmen, ist eigentlich eine App, die kostenlos auf das Smartphone geladen werden kann, um die Bescheinigung dort lokal zu hinterlegen. Möglicherweise wird der Nachweis auch in die staatliche Corona-Warn-App eingebettet.

Die elektronische Impfbescheinigung ist anschließend an genau dieses eine Smartphone gebunden. Dort können allerdings auch weitere Impfnachweise von Kindern oder Partnern hinterlegt werden. Zentral gespeichert werden sollen die Informationen laut BMG nicht. „Jeder kann selbst entscheiden, ob und wann er diese Daten löscht“, heißt es. Für Dienstleister soll es ebenfalls eine App geben. Damit kann der Impfstatus dann ähnlich wie ein Barcode eines Flug- oder Bahntickets geprüft werden.

In jedem Fall aber bleibt uns das gelbe Impfheft weiter erhalten. Die digitale Variante soll „eine Ergänzung, kein Ersatz“ sein, sagt Spahns Sprecher unserer Zeitung. Wenn Geimpfte also kein Smartphone besitzen oder es verlieren, gilt weiterhin der Papier-Ausweis. SEBASTIAN HORSCH

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