Ringen um Impf-Zertifikat

Eine EU-weite Lösung, was sonst?

von Redaktion

ALEXANDER WEBER

Die Zukunft Europas hängt unter anderem davon ab, ob es der EU gelingt, im Alltag der Menschen spürbaren Mehrwert zu erbringen. Darin ist sich die große Mehrheit der Parteien eigentlich einig. In der Theorie. In der Praxis lässt die EU leider eine Gelegenheit nach der anderen aus, um den Beweis der These „Zusammen schafft man mehr“ zu erbringen. Schuld ist aber nicht nur Brüssel, sondern auch der Egoismus der Nationalstaaten.

Grundsätzlich war es in der Corona-Pandemie völlig richtig, dass die EU-Kommission die Impfstoff-Beschaffung für alle 27 Mitgliedstaaten regeln sollte. Doch gut gemeint ist bekanntlich das Gegenteil von gut gemacht. Die Umsetzung der Impfstoff-Versorgung geriet zum Debakel – die Prügel für Brüssel fielen entsprechend heftig aus. Ähnliches droht nun beim europäischen Impf-Zertifikat. Es darf doch nicht wahr sein, dass wir in einem Binnenmarkt leben, in dem vom Bleistiftspitzer bis zum Kraftwerk alles im Detail geregelt wird, es aber nicht schaffen, ein in allen Mitgliedsstaaten funktionierendes digitales Impf-Zertifikat auf die Beine zu stellen, mit dem man in München, Rom und Paris problemlos reisen und einkaufen kann. Das Coronavirus kennt keine Grenzen. Der Ehrgeiz, nationale Detailinteressen hintanzustellen, um rasch europäische Lösungen zu ermöglichen, leider schon.

Alexander.Weber@ovb.net

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