Auf diese Ehrung zu verzichten, war die einzig richtige Entscheidung von Kardinal Reinhard Marx. Dass der Münchner Erzbischof den Bundespräsidenten gebeten hat, ihm den Bundesverdienstorden nicht zu verleihen, zeigt, dass er offenbar begriffen hat: Es gibt kein „weiter so“. Er selber gibt zu, beim Thema Missbrauch in der Kirche gedacht zu haben: „Da kommen wir irgendwie durch.“ Die Dimension der Katastrophe habe er mit den Jahren begriffen. Damit unterscheidet er sich von Amtsbrüdern, die noch immer meinen, man könne die Augen vor der Wirklichkeit verschließen, und sich die angeblich guten alten Zeiten zurückwünschen. Zeiten, in denen man unter den Tisch kehrte, was nicht sein durfte, um die Kirche zu schützen. Heute ist klar: Diese Praxis hat die Kirche bis ins Fundament erschüttert.
Der Kardinal hat Fehler eingeräumt beim Umgang mit Missbrauch in seinem früheren Bistum Trier. Er hat aus Privatvermögen mit 500 000 Euro eine Stiftung für Opfer sexualisierter Gewalt gegründet. Marx hat gute Signale gesetzt. Jetzt muss er möglichst bald das immer wieder verschobene, neue Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum auf den Tisch legen. Es zählen nur Transparenz und Ehrlichkeit.
Claudia.Moellers@ovb.net