Söder denkt an längeren Lockdown

Falscher Zeitpunkt

von Redaktion

MIKE SCHIER

Das politische Gespür von Markus Söder wird gerne und viel gerühmt – derzeit scheint es ihn jedoch ein wenig verlassen zu haben. Die Pandemie-müden Menschen wollen im Augenblick viel hören von vorsichtigen Öffnungen und steigenden Impfquoten, aber eher wenig von vagen Zukunftsvisionen. Befeuert von der falschen Prognose des Robert-Koch-Instituts hatte Söder einst die dritte Welle schon als „die gefährlichste“ bezeichnet oder gar vor einer „Dauerwelle bis in den Sommer“ gewarnt. Auf Mallorca vermutete er den nächsten Infektionsherd. Doch statt nun mal rhetorisch zurückzuschalten, sinniert der CSU-Chef schon Anfang Mai über eine Verlängerung des Lockdowns über den 31. Juni hinaus.

Die Wahrheit ist: Kein Mensch kann heute sagen, wie sich die Situation Ende Juni darstellt. Aber viele derer, die bislang eine Impfung haben, dürften in sechs Wochen vollständig geimpft sein. Vermutlich hat dann mehr als die Hälfte der Bevölkerung immerhin einmal ein Vakzin bekommen. Es wird vermutlich Regelungen geben müssen. Aber einen richtigen Lockdown?

Statt in die ferne Zukunft zu schauen, wäre es besser, die aktuell aufkommende Sorglosigkeit zu bremsen. Ja, wir sind auf der Zielgeraden. Ja, die Inzidenzen gehen nach unten. Aber ein bisschen Disziplin brauchen wir noch.

Mike.Schier@ovb.net

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