MARCUS MÄCKLER
Erst flogen Steine, dann Granaten, jetzt Raketen. Der Weg von der Provokation zur Eskalation in Jerusalem war kurz und droht jetzt sogar in einem größeren, überregionalen Konflikt zu münden. So sehr Israels Annäherung an die arabische Welt zuletzt Hoffnung machte, so sehr zeigt sich nun: Nichts ist in Ordnung in der Region.
Es ist richtig, dass dieser Tage viel zusammenkam: Provokationen auf beiden Seiten, ungeschicktes Handeln israelischer Sicherheitskräfte, die drohende Zwangsräumung palästinensischer Häuser im Osten der Stadt, die Frust und Angst vor Vertreibung nähren. Wer aber vom Detail abstrahiert, sieht in der Gewalt vor allem das Resultat eines breiten, jahrelangen Politikversagens. Während Israels Regierung eine offen einseitige Politik zulasten der Palästinenser betreibt, verweigert deren Führung um Präsident Abbas schlicht die Arbeit. Die internationale Gemeinschaft hat das Interesse an dem weitergärenden Konflikt so sehr verloren, dass sie zuletzt dem ehemaligen US-Präsidenten Trump das Feld überließ. In diese Sprachlosigkeit hinein fallen jetzt die Bomben der Hamas-Terroristen, deren Hass übrigens nicht zu verwechseln ist mit dem verzweifelten Frust vieler israelischer Palästinenser.
Es zeigt sich: Der Nahost-Konflikt lässt sich weder einseitig lösen noch totschweigen. Wenn es die USA und die EU ernst meinen mit ihren Sorgen, müssen sie endlich Anlauf zu einem neuen Vermittlungsversuch nehmen. Dass die Zeichen in Israel auf Regierungswechsel stehen, ist in diesem Zusammenhang nicht die schlechteste Nachricht.
Marcus.Maeckler@ovb.net