Gelsenkirchen – Die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Palästinensern zeigen auch Spuren in Deutschland: So stoppte die Polizei am Mittwoch in Gelsenkirchen einen antisemitischen Demonstrationszug. Die ungefähr 180 Personen, die sich vom Bahnhofsvorplatz in Richtung Synagoge bewegten, seien von zahlreichen Polizeibeamten aufgehalten worden, hieß es in einer Mitteilung. In einem per Twitter verbreiteten Video des Zentralrats der Juden sind Sprechchöre mit antisemitischen Inhalten zu hören. Am Donnerstag wurde laut Polizei ein Täter identifiziert.
In der Nacht zuvor waren vor Synagogen in Münster und Bonn israelische Flaggen angezündet worden. Die Landesregierung habe daraufhin unverzüglich zusätzliche Schutzmaßnahmen ergriffen, sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). „Wir haben den Schutz an allen herausragenden jüdischen Orten noch einmal erhöht.“ Für alle anderen jüdischen Objekte werde „eine aktuelle Beurteilung der Gefährdungslage durchgeführt“.
Vertreter aus Politik und Gesellschaft reagierten schockiert auf die Vorfälle. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) schrieb in einem Beitrag für „Bild“, wer „auf unseren Straßen Fahnen mit dem Davidstern verbrennt und antisemitische Parolen brüllt, der missbraucht nicht nur die Demonstrationsfreiheit, sondern der begeht Straftaten, die verfolgt werden müssen!“
In Mannheim versuchte ein unbekannter Täter in der Nacht zu gestern, eine Scheibe der Synagoge einzuschlagen. Eine Polizeistreife hatte den Schlag gehört, das beschädigte Fenster entdeckt und eine Fahndung eingeleitet. Der Staatsschutz des Polizeipräsidiums Mannheim ermittelt. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) appellierte an alle Bürgerinnen und Bürger, es nicht zu akzeptieren, „wenn Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland für Ereignisse im Nahen Osten verantwortlich gemacht werden – auf der Straße wie in den sozialen Medien“.