Kirchentag: Warnung vor antisemitischen Verschwörungstheorien

von Redaktion

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat auf dem Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt vor einer Zunahme und Verbreitung antisemitischer Verschwörungstheorien während der Corona-Pandemie gewarnt. Er beobachte in der Pandemie „gefährliche gesellschaftliche Verwerfungen“, sagte er am Freitag auf einer Diskussionsveranstaltung, die wegen gestreamt wurde.

Auch in Deutschland sei die Situation jüdischer Menschen angespannt durch die Entwicklung im Nahen Osten, sagte Marina Chernivsky, Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Prävention und Empowerment, im Zusammenhang mit Steinwürfen auf eine Synagoge und antisemitische Äußerungen bei Demonstrationen. „Juden sind blankem Hass ausgesetzt.“ In den vergangenen Tagen seien viele Anrufe äußerst beunruhigter Menschen eingegangen. Dabei sei keinesfalls neu, dass deutsche oder europäische Juden pauschal mit Vorgängen in Israel gleichgesetzt würden, betonte Katharina von Schnurbein, Antisemitismusbeauftragte der EU-Kommission: „Die absolute Nummer eins von Antisemitismus im Netz ist israelbezogener Antisemitismus.“ Während online wie offline die gleichen Regeln für die Strafbarkeit etwa von Holocaustleugnung gelten, müssten Kapazitäten aufgebaut werden, um Strafverfolgung im Netz zu betreiben, sagte sie. „Antisemitismus ist kein Problem der Juden, sondern ein Problem für uns alle in einer Demokratie.“

Angesichts der Angriffe auf Synagogen in Deutschland hat der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Berlin, Mohamad Hajjaj, zur Mäßigung aufgerufen. „Wir verurteilen definitiv Antisemitismus. Wir machen das auch in unseren Predigten ganz, ganz deutlich.“ Es sei legitim, Kritik an staatlichem Handeln zu üben. Aber es sei nicht legitim, antisemitische Ressentiments zu nähren. dpa/cm

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