Schienengipfel der Bundesregierung

Kleine Schritte statt Visionen

von Redaktion

MIKE SCHIER

An großen Worten mangelte es nicht beim Schienengipfel der Bundesregierung. Deutschlandtakt. Europatakt. Es klingt so, als habe die Politik verstanden: Wer den Flugverkehr zumindest im kürzeren und mittleren Bereich reduzieren will, darf nicht nur auf steigende Preise oder gar Verbote setzen, sondern muss eine konkurrenzfähige Alternative auf der Schiene anbieten. Doch ehe die Pläne allzu hochfliegend werden, sollte man sich auf Helmut Schmidt („Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“) besinnen und lieber kleinere, dafür realistischere Schritte in Angriff nehmen. Eine raschere Verbindung von München nach Hamburg wäre mal ein Anfang.

Bislang gleicht der Fortschritt auf der Schiene einer Schnecke. Das sieht man bereits bei ambitionierten Nahverkehrsprojekten wie der zweiten Stammstrecke in München. Die Infrastruktur der Bahn kann nicht annähernd mit der Entwicklung der Mobilität in der Bevölkerung mithalten. Die Planungsverfahren dauern ewig, es gibt Widerstände von Anwohnern oder Naturschützern, die zwar alle gerne die Verkehrswende propagieren, nur eben nicht durch heimische Felder, Wiesen und Wald.

Auch die Bundesregierung mit ihrer Klimakanzlerin und die Deutsche Bahn verschliefen das Thema lange. Nur ein Beispiel: Noch 2016 wurden die Nachtzüge eingestellt. Zu unwirtschaftlich, hieß es damals. Viel zu wenig ging auch auf europäischer Ebene voran: unterschiedliche Tarife, unterschiedliche Signalsysteme, unterschiedliche Fahrgastrechte. Immerhin: Dass jetzt alle in eine Richtung marschieren, macht etwas Hoffnung.

Mike.Schier@ovb.net

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