Im Gaza-Konflikt ruhen die Waffen, nach elf Tagen der Gewalt, nach rund 250 Toten und mehr als 2000 Verletzten. Die Frage ist jetzt, ob aus der Atempause ein dauerhafter Waffenstillstand wird. Die Hürden liegen hoch. Nicht nur wegen der schwierigen Verhandlungen, die sicher Tage in Anspruch nehmen werden. Sondern auch, weil beide Seiten klargemacht haben, dass jedes noch so kleine Scharmützel die fragile Lage erneut eskalieren wird.
Für den Moment aber kommt beiden die Feuerpause gelegen, zuletzt suchten sie regelrecht nach einem Ausweg. Denn, so zynisch das klingt: Sowohl Israels (Noch-)Regierung als auch die terroristische Hamas haben ihre Etappenziele erreicht. Letztere hat der Welt gezeigt, wie hochgerüstet sie ist – und ihr Arsenal an Raketen ist Experten zufolge längst nicht erschöpft. Israels Premier Benjamin Netanjahu hat derweil seine Position als entschlossener Verteidiger des Landes gestärkt. Das könnte ihm, den viele in den aktuellen Koalitionsverhandlungen schon abgeschrieben hatten, noch nützlich sein. Während die Zivilbevölkerung leidet, lautet die bedrückende Lektion für die Konfliktparteien: Die Feindschaft lohnt sich.
Umso wichtiger ist es nun, den internationalen Druck für eine dauerhafte Lösung und – im besten Fall – einen neuen Friedensprozess aufrechtzuerhalten. Die Welt hatte zuletzt das Interesse am Nahostkonflikt verloren, ein großer Fehler. Denn ohne die tieferliegenden Probleme anzugehen, wird die Gewalt früher oder später zurückkehren.
Marcus.Maeckler@ovb.net