Die Fortschritte der Impfkampagne sind mittlerweile so beachtlich, dass sich in Deutschland eine Frage aufdrängt, die in anderen Teilen der Welt wie eine Luxusdebatte wirkt. Impfungen für Kinder und Jugendliche haben in Wahrheit zwar (hoffentlich) nur sehr wenig mit der Urlaubsplanung zu tun, und Schulen und Kitas sind tatsächlich Umschlagplätze für Viren und sonstige Krankheitserreger. Aber andernorts wäre man schon froh, wenn man endlich die Alten und Kranken verlässlich schützen könnte.
Die Entscheidung, vor der Eltern nun bald stehen werden, ist ungleich komplizierter als bei der Impfung von Erwachsenen. Die bisher gültigen Argumente – Schutz vor schweren Verläufen und Entlastung des Gesundheitswesens – greifen kaum noch. Nach allem, was man weiß, ist das Risiko einer gravierenden Erkrankung vergleichsweise gering. Als Einfallstor in die Familien verlieren die Schulen ebenfalls mit zunehmender Erwachsenen-Impfquote an Bedeutung.
Dafür gibt es ganz neue Ungewissheiten. Wem schon die rasend schnelle Entwicklung der ersten Vakzine suspekt war, der wird sich jetzt erst recht unwohl fühlen, weil die Datenlage naturgemäß überschaubar ist. Viele Eltern werden dennoch heilfroh sein, ihre Kinder endlich schützen zu können. Und wenn manche das Angebot nicht annehmen? Dann ist es ihr gutes Recht. Eine Impfpflicht gibt es weiterhin nicht, auch nicht für Kinder.
Marc.Beyer@ovb.net