München – Auch mehr als ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie können Bayerns Behörden nur in wenigen Fällen sagen, wo sich Infizierte angesteckt haben. In 82 Prozent aller Fälle bleibt der Infektionsort unklar. Das geht aus der Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der Landtags-Grünen hervor, die unserer Zeitung vorliegt.
Der Wert bezieht sich auf den Zeitraum von November 2020 bis März dieses Jahres. Im Vergleich zur Zeit davor hat sich die Nachverfolgung kaum gebessert. Im vergangenen Jahr (Februar bis November) blieben noch 83 Prozent der Ansteckungsorte im Dunkeln. Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze kritisiert den fehlenden Fortschritt. „Die Basics der Pandemiebekämpfung stehen immer noch nicht“, sagt sie. Dabei sei das Wissen um den Infektionsort entscheidend, um Maßnahmen gegen das Virus zielgerichtet einzusetzen.
In seiner Antwort erklärt das Gesundheitsministerium: „Die Gesundheitsämter versuchen in jedem Fall, die wahrscheinlichen Infektionsquellen zu ermitteln.“ Ob das gelinge, hänge aber unter anderem vom Erinnerungsvermögen und der Mitarbeit der Betroffenen ab. Auch könnten manche Ansteckungsorte nur bedingt zugeordnet werden, etwa dann, wenn die Infektion im öffentlichen Nahverkehr stattfand.
Schulze sieht das Problem jedoch in der mangelnden Personaldichte. Bis Ende März hätten sich 8240 Personen als Kontakt-Nachverfolger beworben, aber nur 1295 seien eingestellt worden, sagt sie. Vor diesem Hintergrund sei es besonders irritierend, dass in über fünf Prozent der 330 955 Corona-Fälle (November 2020 bis März 2021) eine Rückverfolgung gar nicht erst versucht wurde. Schulze: „Die Staatsregierung muss endlich die Gesundheitsämter personell und technisch besser ausstatten, um die Nachverfolgung der Kontakte in den Griff zu bekommen.“ mmä