VON MIKE SCHIER
Die Interpretation liegt auf der Hand: Am Sonntag steht in Sachsen-Anhalt die erste und letzte Standortbestimmung der Kanzlerkandidaten Armin Laschet und Annalena Baerbock an. Vor allem für Laschet geht es um extrem viel, weil aus der CSU lange gestreut wurde, eine Klatsche für die CDU könne die K-Frage vielleicht doch noch zugunsten von Markus Söder wenden. Seitdem herrscht große Aufregung – aber ist sie gerechtfertigt?
In Sachsen-Anhalt, das nicht einmal halb so viele Einwohner wie Oberbayern zählt, regiert seit nunmehr zehn Jahren ein Mann namens Reiner Haseloff, ohne dass man sich im Rest der Republik allzu sehr dafür interessieren würde. Bedrängt wird er von der AfD, die in Mageburg ungleich stärker ist als in weiten Teilen des restlichen Landes. Haseloff wirkte deshalb zuletzt nicht immer stringent: Erst lief er aus dem Laschet-Lager zu den Unterstützern von Markus Söder über. Kurz darauf beschwerte er sich über die harte Corona-Politik und die bundeseinheitliche Notbremse, die nicht zuletzt der von ihm so gefeierte Söder initiiert hatte. Ist das logisch?
Tatsächlich lassen sich aus dem nicht repräsentativen Ost-Land relativ wenig Schlüsse für Strategie und Themengewichtungen hinsichtlich der Bundestagswahl ziehen: Im September dürften grüne Themen eine zentrale Rolle spielen – in Sachsen-Anhalt liegt die Partei nur bei 13 Prozent. Umgekehrt wird die AfD, die in Magdeburg der Linken das Protestpotenzial des Ostens abgeworben hat, bei der Bundestagswahl keinen großen Einfluss haben. So bleibt am Sonntagabend wohl nur eine einzige Erkenntnis: Dass der Kanzlerkandidat Laschet keine Begeisterungsstürme für die CDU entfachen kann. Mit Verlaub: Das wusste man schon vor seiner Nominierung.
Mike.Schier@ovb.net