Berlin – Bald schon soll es auch in Deutschland kommen: das digitale Covid-Zertifikat der EU. Vollständig Geimpfte, Genesene und negativ Getestete können sich dann bei der Einreise in ein anderes EU-Land damit ausweisen, Beschränkungen wie Quarantäne- oder Testpflichten sollen für sie wegfallen. Doch wenn etwas so begehrt ist, wächst bei einigen auch die Motivation zum Betrug. Ist der digitale Impfnachweis also fälschungssicher?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte bereits bei der Vorstellung des Vorhabens festgestellt, dass das Interesse der Fälscher sowohl dem gelben Impfbuch als auch dem geplanten digitalen EU-Impfnachweis gelten könnte. Wer fälschen möchte, für den genügt – wie so oft – zunächst ein Blick ins Internet. Ein bedruckbares Etikett in der Größe des Impfstoff-Aufklebers lässt sich auf Online-Marktplätzen legal kaufen. Auch selbst bestückbare Stempel sind frei verfügbar. Der Chaos Computer Club (CCC) weist deshalb auf das Fälschungsrisiko hin: Weder das Chargenetikett der Corona-Impfung noch Arztstempel und Unterschrift im herkömmlichen Impfbuch wiesen demnach besondere Sicherheitsmerkmale auf.
Spahn betonte zuletzt, „Fehler- oder Fälschungsanfälligkeit“ seien vor allem beim Übertrag gegeben. Hintergrund ist, dass Bürgerinnen und Bürger, die schon vor Einführung des sogenannten CovPass vollständig geimpft worden sind, ihr digitales Zertifikat in Impfzentren, Arztpraxen und auch in Apotheken erhalten können. Die Apothekerin müsste also entscheiden, ob der analoge Impfeintrag im gelben Impfbuch echt ist. Spahn fürchtet, man werde eine Fälschung „nicht zu hundert Prozent ausschließen können“.
Apotheken sehen sich hingegen dazu in der Lage,. „Apotheker sind Arzneimittelexperten, und Impfstoffe sind auch Arzneimittel“, sagte Christian Splett von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). „Jede Apotheke muss jeden Tag hundert oder mehr Rezepte auf ihre Echtheit prüfen. Apotheker trauen sich daher zu, auch Impfausweise zu prüfen.“ Betrügern drohen saftige Strafen: Den Verwendern eines gefälschten Impfausweises drohen bis zu ein Jahr Haft oder eine Geldstrafe, den Erstellern zwei Jahre oder Geldstrafe.
Die Tatsache, dass Beschränkungen auch für negativ Getestete fallen sollen, macht das Fälschen wohl vor allem für sogenannte Corona-Kritiker attraktiv. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei für die Bundespolizei, Andreas Roßkopf, stellte klar, dass der Handlungsspielraum für die Beamten gering ist. Wer die Hürde in der Apotheke nehme, sei relativ sicher: „Wir können nur das aufdecken, was für uns nachweisbar ist.“ SEBASTIAN SCHUG