Pinar Atalay wechselt zu RTL

Private polieren ihr Image auf

von Redaktion

RUDOLF OGIERMANN

Den Wechsel von „Tagesschau“-Pensionär Jan Hofer zu RTL konnte man noch als Kuriosum verbuchen, und auch mit Linda Zervakis ging – bei aller Sympathie – kein Schwergewicht des politischen Journalismus von der ARD zu Pro Sieben. Anders sieht das bei Pinar Atalay aus. Sie steht für öffentlich-rechtliche Nachrichtenkompetenz. Für die „Tagesthemen“ und den Senderverbund als Ganzes ist ihr Weggang ein echter Verlust.

Über die Gründe für den Exodus der ARD-Promis nach Köln beziehungsweise München kann man nur spekulieren. Lockte das Geld? Waren es die besseren beruflichen Perspektiven? Tatsache ist, dass die Privaten dabei sind, kräftig ihr Image aufzupolieren. Nicht nur, dass sie den einen oder anderen Menschenzoo schließen, auch im Bereich Information rüsten RTL und Pro Sieben-Sat.1 enorm auf. Die Gelegenheit dafür ist günstig, im Jahr der ersten Bundestagswahl nach der Ära Angela Merkel ist politisch einiges in Bewegung, viele Themen lohnen eine journalistische Bearbeitung – in allen Programmen.

Aber es geht nicht nur um den Ruf. Die Privaten haben nicht mehr das Monopol bei der (Serien-)Unterhaltung, Streamingdienste rauben Marktanteile. Sich breiter aufzustellen und den lange vernachlässigten Bereich Information auszubauen, ist am Ende auch ökonomisch notwendig. Wer auf jeden Fall profitiert, ist der Zuschauer.

Rudolf.Ogiermann@ovb.net

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