München – „Der digitale Impfpass wird jetzt Schritt für Schritt ausgerollt und in den Apps verfügbar sein“, sagte gestern ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums. Ab Montag soll bereits in vielen Apotheken der elektronische Impf-Nachweis nachträglich ausgestellt werden können. Und schon seit gestern können vollständig Geimpfte in der aktuellsten Version der Corona-Warn-App ihren Impfstatus hinterlegen. Doch einige Fragen sind noch offen.
Was ist der digitale Impfnachweis und wofür kann man ihn nutzen?
Mit dem digitalen Impfnachweis sollen Reisende in der EU Impfungen, Tests und überstandene Infektionen über Grenzen hinweg belegen können – entweder digital auf dem Smartphone oder mit einem QR-Code auf Papier. Dazu sollen sich die Länder über ein sogenanntes Gateway die nötigen Informationen zur Verfügung stellen. Das digitale Dokument soll neben Angaben zu Impfungen auch Informationen über Tests oder überstandene Corona-Infektionen enthalten. Inwieweit der digitale Impfpass auch auf nationaler Ebene zum Einsatz kommt, ist den einzelnen EU-Ländern überlassen. Aus der Bundesregierung hieß es zuletzt: Wenn es den Nachweis erst einmal gibt, dürfte er wohl auch im heimischen Alltag Anwendung finden.
Wie schnell ist der digitale Impfpass nun anwendbar?
Technisch funktioniert das EU-Gateway bereits. Europaweit soll die elektronische Plattform für die Überprüfung von Impfzertifikaten allerdings erst am 1. Juli an den Start gehen. Länder, die startklar sind, können aber auch schon früher loslegen. Zum weiteren Vorgehen in Deutschland will sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) heute in der Bundespressekonferenz äußern. Auch in acht weiteren Mitgliedstaaten werde das EU-Impfzertifikat bereits ausgestellt, sagte ein Kommissionssprecher. Neben Deutschland sind dies Bulgarien, Dänemark, Griechenland, Kroatien, Litauen, Polen, Spanien und Tschechien.
Wie kommt man in Bayern an ein Impfzertifikat?
Wer sich in einem bayerischen Impfzentrum gegen Corona impfen lässt, erhält meist neben dem Stempel im Impfheft einen Nachweis auf Papier, auf dem sich auch ein QR-Code befindet. Damit hält man laut bayerischem Gesundheitsministerium bereits ein gültiges digitales Impfzertifikat in Händen. Demnach könnte man diesen QR-Code in der CovPass-App oder auch in der Corona-Warn-App einlesen, um das Zertifikat auf dem Smartphone zu nutzen, erklärte das bayerische Ministerium gestern auf Nachfrage. Testversuche unserer Zeitung, den QR-Code in die Corona-Warn-App einzulesen, verliefen allerdings erfolglos. Ein mit dem Projekt vertrauter Experte geht davon aus, dass der QR-Code womöglich zuerst in der CovPass-App eingelesen werden muss, die derzeit vom Bund ausgerollt wird. Erst den darin generierten neuen QR-Code könne wohl auch die Corona-Warn-App erkennen. Das Ministerium war gestern für Rückfragen nicht mehr zu erreichen. Ab Montag soll es zudem die Möglichkeit geben, sich den Nachweis in Apotheken ausstellen zu lassen. Welche Apotheken das anbieten, soll in den kommenden Tagen auf www.mein-apothekenmanager.de einsehbar sein. Wann auch Arztpraxen digitale Impfnachweise ausstellen, konnte die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns gestern noch nicht beantworten. Auch in Bayern wird gerade noch an Lösungen für die Übermittlung der digitalen Nachweise gearbeitet, heißt es aus dem Ministerium.
Was ist, wenn man das Smartphone oder das Zertifikat verliert?
Ein zentrales Impfregister gibt es nicht. In einer App hinterlegte Zertifikate werden nur auf einem Smartphone gespeichert. Auch digitale Impfnachweise von Kindern oder Partnern können zusammen auf einem Smartphone gespeichert werden. Wer es allerdings verliert, muss erneut seinen QR-Code in die App einlesen. Diesen sicher abzulegen, ist also ratsam. „Wie alle wichtigen Dokumente, sollte man, wie auch den gelben Impfpass, den digitalen Impfnachweis sorgsam aufbewahren“, sagt der bayerische Ministeriumssprecher. Ein Verfahren zum nachträglichen Download sei aber geplant. Und auch das gelbe Impfheft gilt weiterhin.