CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER
Mit Aufrechnung zwischen links und rechts kommt man dem Extremismus nicht bei, verharmlost ihn nur. Ähnlich ist es beim Antisemitismus: Dass in unserer Gesellschaft konstant ein Bodensatz an Judenhass gärt, quer durch alle Schichten, ist eine – traurige – Tatsache. Das darf allerdings niemanden dazu verleiten, importierten Antisemitismus für weniger gefährlich zu halten.
Durch Migration aus dem arabischen Raum, verstärkt seit 2016, sind neue Juden- sowie Israel-Feindlichkeit in unser Land gekommen. Das ist erklärbar für Zuwanderer, die in einer Heimat aufgewachsen sind, in der Israel auf Landkarten getilgt ist. Aber es ist nicht akzeptabel, diese Einstellung unverändert in unser Land zu tragen. Das Existenzrecht Israels ist deutsche Staatsräson. Gelebtes Judentum, Teil unserer kulturellen Wurzeln, soll in unserem Alltag präsent sein. Wer die Demonstrationen in mehreren Städten verfolgt hat, herausgeschriener Hass auf Juden, Israel-Fahnen in Flammen, weiß: Auch importierter Antisemitismus gefährdet den inneren Frieden massiv. Brennende Fahnen sind keine politische Äußerung, sondern die Vorboten von brennenden Synagogen.
Unser Land soll weltoffen sein, gern auch bunt – aber nicht blöd. Das bedeutet, importiertem Hass nicht mit Tätschel-Toleranz und dezentem Schweigen entgegenzutreten, sondern mit Härte und Konsequenz von Polizei, Justiz, Politik. Diese Erkenntnis setzt sich allmählich durch. Die Statistik nimmt nun verschiedene Formen des Antisemitismus unter die Lupe. Die Koalition einigt sich zudem endlich auf harte Regeln, antisemitisch und fremdenfeindlich aufgefallene Migranten nicht einzubürgern. Ja, was denn sonst? Auch der nächste Schritt ist richtig: Antisemitismus muss ein Ausweisungsgrund sein.
Christian.Deutschlaender@ovb.net